Queere Muslim_innen in Deutschland: AIWG veröffentlicht Dossier
Wie sieht die Lebensrealität von queeren Muslim_innen in Deutschland aus? Mit welchen Problemen und Herausforderungen sind queere muslimische Personen konfrontiert? Im Rahmen seines AIWG-Praxisfellowships hat sich Atahan Demirel mit diesen und weiteren Fragen auseinandergesetzt, indem er queere Muslim_innen interviewt und die Ergebnisse daraus in einem Dossier zusammengetragen hat. Das Dossier ist jetzt auf der Webseite der AIWG als Onlinepublikation verfügbar.
Queer und muslimisch in Deutschland – ein Thema, das Praxisfellow Alumnus, Atahan Demirel, zufolge einer größeren Sichtbarkeit sowie stärkeren Anerkennung in der deutschen Öffentlichkeit bedarf:
„Mit meinem Praxisfellowship-Projekt möchte ich die Vielfalt im Islam aufzeigen und für eine Sensibilisierung sorgen, um einen Beitrag für die Schaffung einer inklusiveren sowie diskriminierungsfreieren Gesellschaft zu leisten.“
Mithilfe von qualitativen Interviews mit queeren Muslim_innen macht Demirel die Lebensrealitäten der Befragten nun mit seinem Dossier einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich und zeichnet gleichsam nach, mit welchen Diskriminierungserfahrungen queere Muslim_innen konfrontiert sind. Atahan Demirel war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Associated Praxisfellowship an der AIWG. Jasser Abou Archid vom Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück hat das Praxisprojekt wissenschaftlich begleitet.
Intersektionale Diskriminierung
Eine zentrale Herausforderung für queere Muslim_innen lässt sich Demirel zufolge bei allen Interviewpartner_innen herauskristallisieren: sie alle sind von intersektionaler Diskriminierung betroffen. Queere Muslim_innen seien häufig Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt, da sie sowohl antimuslimischen Rassismus als auch Queerfeindlichkeit erleben. Dabei beschränken sich die Diskriminierungserfahrungen der Interviewpartner_innen nicht nur auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft. Auch innerhalb der muslimischen Community lässt sich Queerfeindlichkeit beobachten. All diese Faktoren erschweren queeren Muslim_innen den Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe, so Demirel.
Forderungen für eine diskriminierungsfreiere und inklusivere Gesellschaft
Einigkeit bestand bei allen Interviewpartner_innen darüber, den Islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen auszubauen, um Jugendlichen einerseits Diskursräume zum Thema Sexualität im Islam zu eröffnen. Andererseits kann das Unterrichtsfach junge Muslim_innen dazu befähigen, ihren Glauben in einer pluralen Gesellschaft kritisch zu reflektieren. Darüber hinaus sprechen sich alle Interviewpartner_innen für eine stärkere Sichtbarkeit von queeren Muslim_innen im öffentlichen Raum und in verschiedenen gesellschaftlichen sowie politischen Funktionen aus, um Diskriminierung und Rassismus entgegenzuwirken.
Das AIWG Dossier kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Mehr zum Praxisprojekt von Atahan Demirel können Sie hier nachlesen. Das AIWG Praxisfellowship wurde durch die Stiftung Mercator gefördert.