Falsafa-Netzwerktreffen in Braunschweig
Anfang Dezember hat die AIWG-Projektwerkstatt „Falsafa in die Schule“ zu einem interdisziplinären Netzwerktreffen nach Braunschweig geladen.
Im ersten Teil des Treffens stellten die Wissenschaftler_innen der Projektwerkstatt vorläufige Ergebnisse ihrer Arbeit zur Nutzbarmachung islamisch geprägter Philosophie im Schulunterricht vor und diskutierten diese mit Fachkolleg_innen aus der Islamischen Theologie und den benachbarten Disziplinen Katholische Theologie, Philosophie, Islamwissenschaft und Judaistik. Die geladenen Expert_innen brachten ihrerseits Vorschläge zu philosophischen Texten und Wissensbeständen aus dem islamisch geprägten Kulturraum für die Verwendung im Religions-, Philosophie- und Ethikunterricht ein. Neben der fachlichen Auseinandersetzung lag der Fokus darauf, Form und Inhalt der Materialien zielgruppenspezifisch aufzubereiten. Unterstützung bekam die Projektwerkstatt dabei von Didaktiker_innen und Schulbuchexpert_innen. Zielgruppenspezifisch bedeutet im Schulkontext vor allen Dingen altersgerecht. Die Inhalte waren dementsprechend thematisch weit gefasst: Von Philosoph Farabi über Freundschaftspflichten bis hin zu Fabeln.
Die AIWG Projektwerkstatt „Falsafa in die Schule“ (arabisch falsafa: Philosophie) möchte islamisch geprägte Philosophie in der Lehramtsausbildung und in Bildungsmedien stärker verankern. Denn immer noch zu selten finden pluralistische historische und zeitgenössische philosophische Positionen aus dem islamisch geprägten Kulturraum zu Werten wie Vernunft, Wissenschaftlichkeit, Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit Eingang in Schul- und Lehrbücher. Stattdessen dominieren in öffentlichen Debatten, im Unterricht und in der Lehre zumeist radikale islamische politische und theologische Positionen zu konfliktbehafteten Themen. Dabei leistete die islamisch geprägte Philosophie im 9. bis 12. Jahrhundert einen Transfer von der antiken in die neuzeitliche Philosophie. Mit neuen Methoden und Erkenntnissen trugen Philosophen wie beispielsweise Avicenna oder Maimonides wesentlich zur Entwicklung der Philosophie in Europa bei.
Anhand von Impulsen aus der islamisch geprägten Philosophie will das Projekt beispielhaft veranschaulichen, wie sowohl ein differenzierteres Bild von Islam und Europa, insbesondere aber auch von der Diversität von Muslim_innen, in den Ethik-, Philosophie- und den islamischen Religionsunterricht Einzug halten kann. Essentieller Bestandteil dieser Arbeit ist der interdisziplinäre Austausch mit Wissenschaftler_innen aus der arabischen oder islamischen Philosophie, der Philosophie, der islamischen Theologie sowie aus der Bildungsforschung.
Das Teilprojekt am Leibniz-Institut für Bildungsmedien|Georg-Eckert-Institut Braunschweig widmet sich mit der Erstellung von Materialien für den Schulunterricht direkt dem Bildungsraum Schule, während das Teilprojekt in Hamburg über die Konzeption und Durchführung einer Lehrveranstaltung sowie die Erstellung eines fachwissenschaftlichen Readers islamisch geprägte Philosophie direkt in der Lehramtsausbildung implementiert.
Das nächste Netzwerktreffen wird im ersten Halbjahr 2025 in Hamburg stattfinden.