Islam im Bild: Diskussion über die aktuelle Bildberichterstattung
Der AIWG-Praxisfellow Julius Matuschik hat im Rahmen des LUMIX Festival for Visual Journalism 2020 am 19. Juni eine Panel-Diskussion zum Thema „Islam im Bild. Bildberichterstattung über den Islam in Deutschland“ organisiert. Fünf Expert_innen aus Kommunikations- und Islamwissenschaft sowie Bildredaktion und Fotografie haben über die visuellen Stereotype des Islams und Verbesserungsmöglichkeiten in der Bildberichterstattung diskutiert. Die Veranstaltung wurde live auf YouTube übertragen.
Die Diskutant_innen waren sich einig, dass die Bildberichterstattung über den Islam an die muslimische Lebenswirklichkeit angepasst werden müsse. Häufig werde ein muslimisches Kollektiv abgebildet und nicht das Individuum. Das reduziere Muslim_innen auf ihre religiöse Identität. Um dem entgegenzuwirken, müsse die Bildberichterstattung die muslimische Vielfalt und den_die Einzelne_n stärker repräsentieren.
Klischeehafte Bilder für mehr Aufmerksamkeit
Die Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Christine Horz von der Technischen Hochschule Köln erklärte, dass die aktuelle Darstellung von Muslim_innen zwar stereotypisch sei, aber nicht immer unbedingt mit Islamfeindlichkeit zu tun habe. In Redaktionen gebe es zudem kaum Berührungspunkte mit Muslim_innen und zu wenige Redakteur_innen mit Migrationshintergrund. Ferner würden klischeehafte Bilder bewusst ausgewählt, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. Muslim_innen seien außerdem erst seit 2015 in den Rundfunkgremien vertreten.
Die freie Bildjournalistin und Leiterin der Klasse Bildredaktion an der Ostkreuzschule Nadja Masri wies darauf hin, dass keine Meldung im Netz ohne ein Foto erscheine. Im hektischen Redaktionsalltag brauche es also geschulte Redakteur_innen, die schnell Entscheidungen treffen könnten.
Die Teilnehmer_innen schlussfolgerten, dass die Bildberichterstattung die Vielfalt der muslimischen Gesellschaft stärker abbilden sollte. Das könnte der Exotisierung von Muslim_innen entgegenwirken.
Für den Initiator des Panels, Julius Matuschik, war die Diskussion und die Konstellation ein wichtiger Input für seine Arbeit als Fotograf und Praxisfellow an der AIWG:
„Die Mischung von Vertreter_innen aus Praxis und Theorie bei der Podiumsdiskussion ,Islam im Bild‘ half, einen guten Überblick über die komplexe Problemstellung zu erlangen. Die verschiedenen Perspektiven der Gesprächsteilnehmer_innen helfen mir als Fotograf meine visuelle Arbeit zum Thema Islam besser zu verstehen. Ich hoffe, dass die abschließenden konstruktiven Vorschläge der Speaker_innen auch andere Medienschaffende ermutigen, sich der Thematik auch mal mit anderen Blickwinkeln zu nähern.“ Julius Matuschik, AIWG-Praxisfellow
Das vollständige Video des Panels kann online auf YouTube eingesehen werden.