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Leben und Tod

Muslim_innen in Krankheit

und Tod religionssensibel begleiten

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Der Umgang mit Sterben und Tod aus muslimischer Perspektive

Teil der vielfältigen Arbeit der AIWG ist es, sich mit neuen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Der Umgang mit Sterben und Tod, insbesondere aber der Bestattung von Muslim_innen in Deutschland, zählen auch dazu. Während die Überführung ins Heimatland nach dem Tod oftmals vor allem für Einwander_innen der ersten Generation eine relevante Möglichkeit darstellt, hat die Nachfrage nach muslimischen Bestattungen zugleich stetig zugenommen und schlägt sich in der Schaffung muslimischer Grabfelder und Friedhöfe nieder. Fragen zu Tod und Sterben sowie der Umgang damit führen im Kontext einer multireligiösen, pluralen Gesellschaft auch zu neuen Herausforderungen. So auch im Krankenhaus, wo islamkonforme Intensivmedizin und Sterbebegleitung an Relevanz gewinnen.

Thematische Schwerpunkte der AIWG

  • Palliativmedizin aus muslimischer Sicht
  • Patientenverfügungen für Muslim_innen
  • Muslimische Bestattungen in Deutschland

Dem würdevollen Sterben widmete die AIWG im Jahr 2021 einen Roundtable „Patient_innenverfügung für Muslim_innen. Bedarfe aus und für die Praxis“. Die teilnehmenden Ärzt_innen betonten, dass sich die Bedarfe aus und für die Praxis nicht nur auf Muslim_innen als potenzielle Patient_innen bezögen, sondern auch auf die behandelnden Ärzt_innen, da diese die Patient_innenverfügungen und den Patient_innenwillen verstehen und umsetzen müssten. Dies ergäbe sich ganz grundsätzlich aus der Orientierung am Willen der Patient_innen. Ebenso eine Rolle spielten in der Praxis die Angehörigen, die jeweilige Gemeinde und/oder der Imam.

Auf wissenschaftlicher Ebene konnte die AIWG den Arzt Dr. med. Assem Aweimer vom Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum und den islamischen Theologen Prof. Dr. Serdar Kurnaz vom Berliner Institut für Islamische Theologie für eine Praxisperspektive gewinnnen.

Mit der Publikation „Islamrechtliche Fragestellungen in der Akutmedizin“ legen die Autoren den ersten deutschsprachigen Grundstein für den Austausch zwischen medizinischer Praxis und islamischen Normvorstellungen im Bereich der Intensivmedizin.

Der für die gesellschaftliche Breitenwirkung sicherlich wichtigste Output der AIWG zum Spannungsfeld zwischen medizinischer Indikation und religiös motiviertem Patientenwillen ist das interaktive Video #KenneDeinenPatientenwillen, an dem beide Studienautoren mitwirkten.

Das im Rahmen von Patient_innenverfügungen sehr praxisnah behandelte Thema Palliativmedizin stand darüber hinaus im Fokus verschiedener Formate der AIWG, welche unterschiedliche Thematiken – wie etwa Organspende und Hirntod – sowohl aus einer islamrechtlichen als auch aus einer medizinischen Perspektive in den Blick nahmen.

Bereits seit 2020 begleitet die AIWG das Thema islamische Bestattungen. Durch die Ausrichtung des Roundtables „Islamische Bestattungen in Deutschland. Erfahrungen, Fortschritte und aktuelle Herausforderungen“ konnte sie den Austausch von Expert_innen aus Wissenschaft und Gesellschaft ermöglichen. Klar wurde, dass die Teilnehmenden ein großes Bedürfnis nach Informationen über neue Entwicklungen im Themenfeld und zunehmender Vernetzung wünschten sowie ihr Anliegen Amtsträger_innen nahe zu bringen. Seit mehreren Jahren kooperiert die AIWG daher mit dem Museum für Sepulkralkultur in Kassel, das in Workshops Amtsleiter_innen und Mitarbeiter_innen von Friedhöfen sowie Bestatter_innen zum Themenkomplex islamische Bestattungen und Gräberfelder jährlich weiterbildet.

Auch auf wissenschaftlicher Ebene hat sich die AIWG diesem wichtigen Thema angenommen. Im Rahmen eines Forschungsfellowships konnte Prof. Thomas Lemmen von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen die erste quantitative Erhebung durchführen. Rund 86 Prozent der mehr als 300 Friedhofsverwaltungen, die über islamische Grabfelder verfügen, beteiligten sich an der Erhebung. Die erhobenen Daten und einen Grundriss der historischen Entwicklung konnten Prof. Dr. Lemmen und Dr. Özgür Uludağ im Rahmen einer gemeinsam verfassten AIWG-Expertise veröffentlichen. Unter dem Titel „Islamische Grabfelder und Bestattungen auf deutschen Friedhöfen“ stellt die Publikation zudem Informationen zu Ritualen und religiösen Grundlagen zum Ablauf islamischer Beerdigungen bereit. Die wissenschaftliche Publikation ist auf der Homepage der AIWG zum Download abrufbar und kann auf Anfrage als Hardcopy versandt werden.

Über ihre Livetalks auf YouTube stellt die AIWG wissenschaftliche Ergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit vor, so auch zum Thema „Leben und Sterben in einer pluralen Gesellschaft“. Das Gespräch mit den beiden Studienautoren und Kristin Englerth von den Städtischen Friedhöfen in München geht insbesondere auch auf sehr praktische Fragen ein, etwa die Notwendigkeit überdachter Räume zur Durchführung des Totengebets auf muslimischen Gräberfeldern.

Dr. Uludağ stellt darüber hinaus eine multimediale Webseite zur Verfügung, auf der die aktuell geltenden verschiedenen Rahmenbedingungen für islamische Bestattungen in den einzelnen Bundesländern übersichtlich dargestellt werden. Das Konzept für die Website entstand während seines AIWG-Praxisfellowships.

Unsere Materialien zum Themenbereich

Hier finden Sie eine Auswahl unserer Mitschnitte von Konferenzen, Interviews und Publikationen zu verschiedenen Aspekten rund um den Themenbereich Leben und Tod.

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Meldungen aus dem Themenbereich Leben und Tod

In Deutschland finden immer häufiger muslimische Bestattungen statt. Immer mehr Bestatter_innen bieten traditionelle islamische Bestattungen an. Wo steht das muslimische Bestattungswesen aktuell? Welche Herausforderungen gibt es?

Der Islamwissenschaftler, Journalist und AIWG Praxisfellow Alumnus, Dr. Özgür Uludağ, hat heute seine multimediale Webseite zu Islamischen Bestattungen in Deutschland gelauncht. Jenseitsvorstellungen im Islam, deutsches Bestattungsgesetz, trauernde Angehörige: in insgesamt neun Kapiteln liefert die Webseite Informationen zu verschiedenen Aspekten rund ums Thema. 

Dürfen muslimische Patient_innen auf lebenserhaltende Maßnahmen verzichten? Ist künstliche Beatmung aus islamrechtlicher Sicht erlaubt oder immer vorgeschrieben?