Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Muslim_innen in Deutschland. Es unterstützt ihr persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubinden. Hier finden Sie eine Liste unserer aktuellen Praxisfellows.
- Nadina MemagićAlumnaNadina MemagićAlumna
„Religion im Kabarett und Comedy“
Von der Idee zum Projekt
Nadina Memagić war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Fulltime Praxisfellow an der AIWG. Das Projekt "Religion und Humor" sollte ihr ermöglichen, sensible Fragen zum Umgang mit religiösen Themen in der Comedy- und Kabarettszene zu beleuchten. Die gewonnenen Erkenntnisse und künstlerischen Ideen haben ihr dazu verholfen, einen humorvollen Zugang zu für sie relevanten gesellschaftlichen Themen zu schaffen, Anstöße zu geben und mit anderen zu Fragen von Humor und Religion in die Diskussion zu gehen.
Neue Ideen und Austausch mit der Wissenschaft
Nadina Memagić nutzte das Praxisfellowship, um eigene Ideen und Texte im Austausch mit Wissenschaftler_innen der islamisch-theologischen Studien und anderen interessierten Künstler_innen und Personen zu entwickeln.
Eine besondere Gelegenheit eröffnete sich Nadina Memagić gemeinsam mit ihrer wissenschaftlichen Begleiterin, Prof._ Dr. Armina Omerika vom Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam an der Goethe-Universität Frankfurt, über einen Kabarett- und Comedy-Abend an der Universität mit anschließender Podiumsdiskussion mit Fachleuten und Künstler_innen.
Unter dem Titel „Lachen und lachen lassen“ wurde die Rolle von Satire, Dichtkunst und Humor in der islamischen Geschichte und Theologie sowohl fachlich als auch künstlerisch behandelt. Dies gab Nadina Impulse für die Entwicklung eines Songtextes, den sie über das Fellowship als Musikeinlage aufnehmen und veröffentlichen konnte. „Therapie“ so heißt der Song, zu dem der Videoclip am 26. September 2023 erschienen ist. Zur Newsmeldung
Insgesamt konnte Nadina Memagić im Rahmen ihres Fellowships neben der Befassung mit Wechselbezügen zwischen Religion und Humor auch der Frage nachgehen, wie sich Humor auf Geist und Psyche auswirken oder als Bewältigungsstrategie dienen kann.
Über Nadina Memagić
Nadina Memagić ist Musikkabarettistin und Klavierlehrerin. Sie hat eine Ausbildung in Tanz, Gesang und Schauspiel in Hamburg abgeschlossen. Des Weiteren ist sie Mitgründerin des „ausARTen“ Festivals und des Start-ups RAHATNOOK, für das sie als Fotografin und Creative Director tätig war. 2021 war sie Fellow der Datteltäter Academy. Die gebürtige Bosniakin schreibt unter anderem Lieder über Kapitalismus, Mutterschaft, Flucht und Abschiebung und mentale Gesundheit.
- Fatima El SayedFatima El Sayed
„Muslimische Frauenorganisationen als Akteurinnen sozialen Wandels in Deutschland“
Fatima El Sayed war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Associated Praxisfellowship an der AIWG.
Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Das Engagement muslimischer Frauen in Deutschland ist bislang wenig sichtbar. Dabei sind sie seit Jahren in Moscheen, etablierten Verbandsstrukturen, Vereinen sowie selbstgegründeten Zusammenschlüssen tätig und tragen aktiv zu einer lebendigen muslimischen Zivilgesellschaft bei. Ihre Themenschwerpunkte reichen von der Wohlfahrtspflege, Inklusion über politische Bildung und Jugendarbeit bis hin zu (geschlechtsspezifischer) Diskriminierung. Dennoch sind muslimische Frauenorganisationen mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die zum einen mit ihrer Marginalisierung zusammenhängen und zum anderen mit dem gesellschaftlichen Klima, in dem sie arbeiten.
Ziel des Praxisprojekts von Fatima El Sayed war es daher, die Wahrnehmung von Vereinen und Organisationen von muslimischen Frauen als zivilgesellschaftlichen Akteur_innen zu stärken und so zu ihrer gesellschaftlichen Normalisierung beizutragen. Zudem sollte die Kenntnis über unterschiedliche Akteur_innen sowohl für die innermuslimische Vernetzung als auch für den gesamtgesellschaftlichen Austausch gestärkt werden.
Im Rahmen ihres Praxisprojekts lud Fatima El Sayed zu einer Tagung, auf der verschiedene Fragen im gemeinsamem Austausch mit Teilnehmerinnen aus unterschiedlichen Organisationen diskutiert wurden: Wie können muslimische Frauenorganisationen zur Verbesserung der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe muslimischer sowie marginalisierter Frauen beitragen? Was haben muslimische Frauenorganisationen bislang in Deutschland erreicht? Mit welchen Herausforderungen sind muslimische Frauenorganisationen hauptsächlich konfrontiert und wie sind sie damit bislang umgegangen?
Daneben wurden in Impulsvorträgen Best-Practice-Beispiele vorgestellt.
Mit ihrem Praxisprojekt hat Fatima El Sayed darauf aufmerksam gemacht, inwieweit sich muslimische Frauenorganisationen inzwischen als Akteur_Innen der Zivilgesellschaft etabliert haben und welchen Beitrag sie zu einer pluralistischen Gesellschaft leisten. Unter Einbeziehung einer intersektionalen Perspektive hat sie Lösungsansätze sowohl für die Praxis als auch für die Wissenschaft ausgearbeitet. In einem ausführlichen Dossier fasst Fatima El Sayed die Lösungsansätze und Ergebnisse ihres Praxisfellowships an der AIWG zusammen. Das Dossier wird demnächst als Open-Access-Format erscheinen.
Über Fatima El Sayed
Fatima El Sayed ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt D:ISLAM am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat Arabistik und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und an der Universität Granada, Spanien, studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Politik in der MENA-Region, feministische und postkoloniale Theorien, sowie die Verschränkungen von Migrations-, Integrations- und Islamdiskursen in Deutschland. Fatima El Sayed war mehrere Jahre ehrenamtlich in der muslimischen Jugendarbeit und in unterschiedlichen muslimischen Community-Kontexten tätig.
- Dr. Menekşe ÇıtakAlumnaDr. Menekşe ÇıtakAlumna
„Ehe mit Nicht-Muslim_innen als Thema in der islamischen Gemeindepädagogik.“
Dr. Menekşe Çıtak war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Associated Praxisfellowship an der AIWG.
Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
In einer pluralen Gesellschaft wie in Deutschland nehmen binationale Ehen zu. Junge Muslim_innen suchen nach Antworten auf Fragen zur Eheschließung mit andersgläubigen Partner_innen. Sie stellen sich neben rechtlichen Aspekten von Ehe und Familie die Frage nach der islamischen Legitimation, und suchen nach Möglichkeiten und Wegen, ihre religiöse Identität in unserer pluralen Gesellschaft zu leben. Antworten suchen die jungen Menschen vor allem in der Gemeinde, und damit die jungen Mulim_innen einen Raum für Dialog, Verständnis und Reflexion finden, knüpft Menekşe Çıtak mit ihrem Fellowship genau hieran an: Sie hat nicht nur ein Workshop-Konzept im engen Austausch mit Wissenschaftler_innen zur „Ehe mit Nicht-Muslim_innen“ in der islamischen Gemeindepädagogik entwickelt, sondern dieses auch in einem Workshop im BFmF e.V. in Köln mit Erfolg erprobt.
Über Menekşe Çıtak
Menekşe Çıtak studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bielefeld und hat im islamischen Strafrecht an der Hitit Universität in Çorum, Türkei, promoviert. Seit über zwanzig Jahren betreut und unterrichtet sie ehrenamtlich Jugendliche und Erwachsene und erstellt Unterrichtsmaterialien zu islamisch-theologischen Themen unter anderem im Bereich des Fiqh (Islamisches Recht), des Tafsirs (Koranexegese), der Sira (Das Leben des Propheten Muhammad) und der Islamischen Geschichte für ihre muslimischen Lerngruppen.
- Dr. Ali ÖzdilAlumnusDr. Ali ÖzdilAlumnus
„Pflege, Glaube und Kultur: Kultur- und religionssensible Pflege muslimischer Patient_innen in Deutschland“
Dr. Ali Özdil war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Fulltime Praxisfellow an der AIWG.
Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Im Rahmen seines Praxisfellowship-Projekts hat Ali Özdil im Austausch mit Fachleuten aus der Theologie und aus dem Gesundheitsbereich zunächst eine Bedarfsanalyse und Bestandsaufnahme zum Thema vorgenommen. Hierauf basierend wurde von ihm ein Konzept zur Schulung von Nachwuchswissenschaftler_innen, Ärzt_innen und Beratungskräften entwickelt. Umgesetzt hat er das Konzept im Rahmen von zwei Online-Workshops, in denen die Teilnehmer_innen ihre Kenntnisse und Methoden zur Beratung von Gesundheits- und Pflegepersonal in der „kultur- und religionssensiblen Pflege muslimischer Patient_innen“ ausbauen und umsetzen konnten. Abschließend sollten im Rahmen eines Fachgesprächs die Ergebnisse analysiert und das Konzept überarbeitet und finalisiert werden.
Am Ende des Praxisprojekts sollten die Ergebnisse über Informationsmaterialien, Fallbeispiele sowie eine öffentliche Veranstaltung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Am 3. und 4. Juni 2023 hat Ali Özdil Studierenden in einem zweitägigen Blockseminar an der Goethe-Universität Frankfurt am Main einen Einblick in „Kultur- und Religionssensibilität" im Kontext der Pflege muslimischer Patient_innen in Krankenhäusern, Hospizen und Pflegeeinrichtungen in Deutschland gegeben.
Neben dem praktischen Erleben und der Ausbildung „transkultureller“ Kompetenzen der Seminarteilnehmenden wird als weiteres Ergebnis des Fellowships ein Dossier mit dem Titel „Die Qualifizierung von Multiplikator_innen für kultur- und religionssensible Pflege muslimischer Patient_innen“ erscheinen, das von der AIWG als „AIWG-Dossier“ veröffentlich wird.
Über Dr. Ali Özdil
Dr. Ali Özdil ist Islamwissenschaftler. Von 2002 bis 2022 war er Direktor des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts e.V in Hamburg. Im Rahmen seiner Tätigkeit hat er sich vor allem mit der Beratung sowie Aus-, Weiter- und Fortbildung verschiedener Berufsgruppen, darunter Lehrer_innen, Imame, Bundespolizist_innen mit Kontakt zu Muslim_innen beschäftigt. Seit 2003 bietet Dr. Ali Özdil zudem Weiterbildungen in der kultur- und religionssensiblen Pflege für Ärzt_innen und Pfleger_innen an.
- Bastian Musa GernerAlumnusBastian Musa GernerAlumnus
„Rap, zwei, drei Workshop – Leben in Deutschland mit Religion als Ressource“
Bastian Musa Gerner war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Associated Praxisfellowship an der AIWG.
Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Im Rahmen eines von Bastian Musa Gerner veranstalteten Workshops sollten Jugendliche über ihre persönlichen Themen und Fragestellungen zunächst miteinander ins Gespräch kommen und dann eigene Songtexte verfassen. Die Songs wurden aufgezeichnet. Der Workshop sollte den Jugendlichen auch Gelegenheit dazu geben, in Kontakt und in Austausch mit Menschen aus Kunst, Musik, Religionsgemeinschaften, Politik und Polizei zu kommen und so die eigene Perspektive zu erweitern. In Vorbereitung auf seinen Workshop hat sich Bastian Musa Gerner mit Wissenschaftler_innen aus der Religionspädagogik und weiteren Expert_innen ausgetauscht.
Ziel des Praxisfellowships war es, einen kritischen Dialog über die Fragen der Jugendlichen anzustoßen und praktische Bezüge zu deren Lebensrealität herzustellen. Am Ende des Praxisfellowships ist eine Videodokumentation des Workshops entstanden. Es sind weitere Aktivitäten mit der wissenschaftlichen Begleitung des Praxisprojekts, Professorin Tuba Isik vom Berliner Institut für Islamische Theologie, nach Abschluss des Fellowships geplant.
Über Bastian Musa Gerner
Bastian Musa Gerner kommt aus Würzburg. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton arbeitete er als Sounddesigner beim Film in Berlin. Seit 2019 ist er als Senior Foley Artist bei Ubisoft in Düsseldorf in der Computerspiele-Branche tätig. Neben seinem Beruf rappt er seit mehr als 20 Jahren unter seinem Künstlernamen Musa Gerner. Sein erster Auftritt fand im Jahr 2000 statt. Bislang sind zwei Alben von ihm erschienen. Er engagiert sich zudem in der Jugendarbeit und bietet Hip-Hop-Workshops an.
- Atahan DemirelAlumnusAtahan DemirelAlumnus
„Vielfalt im Islam – eine Stimme für queere Muslim_innen“
Atahan Demirel war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Associated Praxisfellowship an der AIWG.
Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
Mit seinem Praxisprojekt „Vielfalt im Islam“ hat sich Atahan Demirel mit dem Thema „Queere Muslime in Deutschland“ auseinandergesetzt, indem er auf die verschiedenen Lebensrealitäten von queeren Muslim_innen aufmerksam gemacht und diese in Interviews selbst zu Wort hat kommen lassen hat. Die Ergebnisse der Interviews hat Atahan Demirel in einem Dossier zusammengetragen, das demnächst auf der Webseite der AIWG veröffentlicht wird.
Über Atahan Demirel
Atahan Demirel kommt aus Stuttgart und arbeitet als Referent in der politischen Kommunikation. Nebenbei engagiert er sich unter anderem bei der queer-muslimischen Vernetzungsgruppe „q*wir“ der Jungen Islam Konferenz. Im Rahmen seines zivilgesellschaftlichen Engagements setzt er sich gegen die Diskriminierung von queeren Muslim_innen und für deren gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein.
- Armin BegicAlumnusArmin BegicAlumnus
„Other Food Stories – Exploring Muslim-Jewish Cuisines “
Armin Begić war in der Zeit von Oktober 2022 bis August 2023 Associated Praxisfellowship an der AIWG.
Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis
In einem Kochvideo ist Armin Begić gemeinsam mit verschiedenen Expert_innen der Rolle von Essen für jüdisch-muslimische Beziehungen auf den Grund gegangen: Welche Bedeutung besitzen bestimmte Gerichte, Essenstraditionen und Speisegebote für Muslim_innen und Jüd_innen hierbei? Welches Potenzial birgt die Auseinandersetzung von Muslim_innen und Jüd_innen mit den Essenstraditionen der jeweils Anderen? Und welche Rolle kommt Religion und Kultur im Speisealltag von Muslim_innen und Jüd_innen zu? Die Konzepterstellung für die Videos erfolgte im engen Austausch mit Wissenschaftler_innen aus den islamisch-theologischen Studien, der jüdischen Studien sowie anderen Expert_innen. Das Video wird demnächst veröffentlicht.
Über Armin Begić
Armin Begić studierte Islamische Studien und Gender Studies in Frankfurt am Main, Amman, Berlin und London. Er engagiert sich im interreligiösen Dialog, u.a. im jüdisch-muslimischen Dialog in Berlin. In seiner Freizeit kocht er gerne, entwickelt neue Rezepte und forscht zur Geschichte von Essen und Trinken in verschiedenen kulturellen Kontexten.