Welche religionsbezogenen Inhalte gehören zum Kern religiöser Bildung und welche Kompetenzen sollten Schüler_innen im Umgang mit religiösen Normen entwickeln? Mit diesen Leitfragen beschäftigte sich die zweite Konsultation der AIWG-Projektwerkstatt „Religiöse Bildung an den Lernorten Schule und Moschee – eine Verhältnisbestimmung“, die am 23. und 24. Mai 2025 an der Katholischen Akademie in Schwerte stattfand. Religionspädagogische Akteur_innen beider Lernorte kamen erneut zusammen, um das Verhältnis der Bildungsräume Schule und Moschee zu reflektieren und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der religiösen Bildung herauszuarbeiten.
Im Mittelpunkt stand der Lernort Moschee: Seine spezifischen Logiken, die Prägung von Handlungen und Sichtweisen durch räumliche und gemeindliche Strukturen sowie die Gestaltung religiösen Lernens. Die Teilnehmenden erörterten Aufgaben und Ziele religiöser Bildung in der Moschee, deren Differenz zu schulischen Bildungszielen sowie Überschneidungen und mögliche Spannungen in der Gestaltung religiöser Bildungsprozesse.
Die Projektleiterinnen, Prof. Dr. Naciye Kamcili-Yildiz und Prof. Dr. Annett Abdel-Rahman, eröffneten die Veranstaltung mit einem Rückblick auf die erste Konsultation und einer Einordnung der Zielsetzung: die Profile von Schule und Moschee als Lernorte religiöser Bildung zu schärfen und Herausforderungen an der Schnittstelle beider Bildungsräume zu adressieren.
Fachliche Impulse thematisierten nonformale (pädagogisch gerahmte Lernprozesse ohne formale Leistungsbewertung)) und informelle (implizites und unbewusstes Lernen) Bildungsprozesse in Moscheegemeinden. Zudem wurde die Verortung gemeindlicher Bildungsarbeit zwischen katechetischer Vermittlung, normativer Rahmung und reflexiven Lernprozessen diskutiert. Diese Beiträge bildeten die Grundlage für einen intensiven Austausch, unter anderem zu der Frage, inwieweit die Auseinandersetzung mit religiösen Normen und Praktiken dem theologischen Kern religiöser Bildung entspricht, in dieser Form Teil des Bildungsauftrags sein kann und welche Grenzen sich hierbei abzeichnen.
Das unterschiedliche Profil beider Lernorte prägt ihr Spannungsverhältnis: Die Balance zwischen der Einübung religiöser Praktiken und der Reflexion über Religion ausgerichtet an den spezifischen Rahmenbedingungen des jeweiligen Lernortes. Hier eine theologisch fundierte, für den Lernort Schule angemessene bildungstheoretische Grundlegung zu formulieren, dieser Aufgabe widmet sich die Projektwerkstatt.
Die nächste Konsultation ist für den 19. und 20. September 2025 geplant.
Das Projekt „Religiöse Bildung an den Lernorten Schule und Moschee – eine Verhältnisbestimmung“ wird gemeinsam umgesetzt von Wissenschaftler_innen an der Universität Paderborn und an der Universität Osnabrück im Rahmen der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG).
Mehr zum Projekt können sie hier nachlesen.