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Muslimische Seelsorge in Deutschland und Europa

Kultur- und religionssensible Pflege und Betreuung

– Hilfe in Notlagen

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Islamische Seelsorge aufbauen und etablieren

Die islamische Seelsorge befindet sich als neues Berufsfeld noch im Aufbau. Die Herausforderung bei der Etablierung muslimischer Seelsorgeangebote besteht zum einen in der Konzeption eines theologischen Modells zur Seelsorge und zum anderen in der Entwicklung der methodisch-fachlichen Ausrichtung. Die Ausbildung ist sehr komplex und muss mehrere Kriterien berücksichtigen: Es sollten neben islamisch-theologischen Wissen auch didaktische, psychologische, soziale und interkulturelle Fähigkeiten vermittelt werden. In ihrer Brückenfunktion sehen sich muslimische Seelsorger_innen mit hohen gesellschaftlichen Erwartungen konfrontiert. Diesen verschiedenen Spannungsfeldern widmen sich zahlreiche Projekte der AIWG.

Die spezifischen Forschungsfelder

Das Themenspektrum der Projekte an der AIWG zur islamischen Seelsorge gliedert sich in folgende Bereiche:

  • Profilbildung und theologische Konzeption
  • Tätigkeitsfelder und Praxis
  • Internationaler Vergleich

Theoretisch und methodisch befindet sich die islamische Seelsorge im Aufbau. Der Einsatzbereich von muslimischen Seelsorger_innen ist sehr vielfältig und spiegelt sich in der Diversität der Seelsorgeprofile wider: Von einem stärker normativen Profil in der Asylseelsorge, über besondere Anforderungen in der Gefängnis-, Krankenhaus-, oder Hochschulseelsorge. So leistet die Profilbildung einen Spagat zwischen gesamtgesellschaftlichem Beitrag: Sicherheit, Prävention, Integration, Vermittlung, interreligiöser Zusammenarbeit und der Hilfe und Sorge für einen in Not geratenen Menschen. Mit der Ausrichtung von Fachtagungen, Roundtables und digitalen Workshopreihen gibt die AIWG entscheidende Anstöße zur Professionalisierung und dem Ausbau islamischer Seelsorge. Die Projekte der AIWG widmen sich dabei vornehmlich theologischen Fragestellungen und erschließen damit ein neues Feld.

Das Projekt „LGBTQQIA in der muslimischen Seelsorge“ von Forschungsfellow Dr. Ali Ghandour befasste sich beispielsweise mit dem in der Praktischen Theologie kaum thematisierten Feld diverser sexueller Orientierung. Dabei stand vor allem die Frage im Zentrum, wie sich eine LGBTQQIA-freundliche Einstellung innerhalb der Seelsorge theologisch begründen lässt.

Muslimische Seesorger_innen nehmen unterschiedliche Rollen und Funktionen ein. Als Expert_in für kultursensible Fragen, für religiöse, spirituelle sowie medizinethische Fragestellungen, nimmt sie/er eine wichtige Brückenfunktion ein. Diese reicht von einer Stärkung des ethischen Kompasses der Patient_innen bis hin zur Übersetzungsarbeit zwischen Ärzt_innen und Patient_innen. Indes sehen sich muslimische Seelsorger_innen mit verschiedenen Erwartungshaltungen sowohl öffentlicher als auch religiöser Institutionen konfrontiert. Von daher muss eine Ausbildung verschiedene Sensibilitäten berücksichtigen. Die Veranstaltungen der AIWG bringen wissenschaftliche und gesellschaftliche Akteur_innen zusammen. Dieser Austausch bietet wertvolle Einblicke in die verschiedenen Praxisfelder und die besonderen Bedarfe an seelsorgerische Angebote. Die AIWG leistet damit einen Beitrag zur methodischen Ausrichtung islamischer Seelsorge.

Eine Brücke zwischen Theologie und Praxis schlug etwa die AIWG-Projektwerkstatt „Religion, Diversität und soziale Arbeit“. Das Projekt schuf den Rahmen für fachbezogene Workshops an denen 29 Expert_innen aus Wissenschaft, Praxis und Politik teilnahmen, um über Möglichkeiten und Herausforderungen der Sozialen Arbeit im muslimischen Kontext zu sprechen. Die daraus entstandene Publikation ist ein Plädoyer zur Sensibilisierung der Sozialen Arbeit für die religiösen Bekenntnisse und Lebensformen ihrer Adressat_innen.

Den Blick auf die konkreten seelsorgerischen Bedürfnisse muslimischer Studierender an deutschen Universitäten richtete hingegen das Kooperationsprojekt „Studieren ohne Sorge (SOS)!? Muslimische Hochschulseelsorge mitdenken“.

Islamische Seelsorge entwickelt sich zu einem wichtigen Handlungsfeld für Muslim_innen  in Europa und Nordamerika. Es entstehen seelsorgerische Angebote in Krankenhäusern, Gefängnissen und dem Militär. Die AIWG richtet internationale Konferenzen aus, um Wissenschaftler_innen und Expert_innen aus der Praxis länderübergreifend ins Gespräch zu bringen. Dabei werden die Potenziale einer islamischen Seelsorge und die gemeinsamen Herausforderungen bei der Etablierung islamischer Seelsorgeangebote diskutiert. Ferner unterstützt die AIWG vergleichende Studien, die neben der Vorstellung vorhandener Konzepte auch die Diskussion um Best-Practice Beispiele anregen und somit weitere Wege zur Entwicklung einer islamischen Seelsorge aufzeigen.

Unsere Materialien zum Themenbereich

Hier finden Sie eine Auswahl unserer Mitschnitte und Aufzeichnungen von wissenschaftlichen Tagungen und Konferenzen zu verschiedenen Aspekten rund um den Themenbereich islamischer Seelsorge.

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Meldungen aus dem Themenbereich Seelsorge

Nach dem erfolgreichen Auftakt der digitalen AIWG Workshop-Reihe im März hat vom 22. – 23. April der zweite Teil stattgefunden. Diesmal ging es um islamisch-theologische Studien in Anwendung.

Die AIWG veranstaltete am 15. März unter dem Titel „LSBTIQ als Thema in der muslimischen Seelsorge“ ihren achtzehnten Roundtable. Der Roundtable erfolgte auf Anregung des Amts für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt. An dem mittlerweile sechsten digital durchgeführten Roundtable nahmen 17 Wissenschaftler_innen aus den islamisch-theologischen Studien sowie Akteur_innen aus der Seelsorge und der muslimischen Zivilgesellschaft teil.

Mehr als 3.000 Soldat_innen muslimischen Glaubens dienen in der Bundeswehr. Seelsorgerisch betreut werden sie bislang nicht. Gemeinsam mit dem Islamkolleg Deutschland (IKD) hat die AIWG am Samstag, den 4. November 2023, zur interreligiös besetzten Fachtagung „Islamische Militärseelsorge: Erfahrungen und Perspektiven für Deutschland“ nach Berlin geladen.

Muslim Chaplaincy. A Resource for Social Welfare?

Die Publikation gibt einen Überblick über Schlüsselfragen, fängt die regen Debatten um strukturelle sowie theologische Fragen ein und bietet Eckdaten aus sechs europäischen Ländern. Einen Einblick in die Praxis verschafft das Interview mit Militärseelsorgern aus Norwegen und Großbritannien.