April-Workshop widmet sich Seelsorge und Sozialer Arbeit
Nach dem erfolgreichen Auftakt der digitalen AIWG Workshop-Reihe im März hat vom 22. – 23. April der zweite Teil stattgefunden. Diesmal ging es um islamisch-theologische Studien in Anwendung.
Zunächst standen die Professionalisierung und der Ausbau der muslimischen Seelsorge im Mittelpunkt. Die Keynote von Prof. Dr. Naime Cakir-Mattner (Universität Gießen) lieferte einen sehr guten Überblick über alle relevanten Fragen zum Aufbau eines Berufsfeldes im sozialen Sektor für Absolvent_innen der islamisch-theologischen Studien.
Cakir-Mattner verdeutlichte die Unterschiede zwischen Seelsorge und Sozialer Arbeit. Soziale Arbeit ist primär im Auftrag der Gesellschaft und des Staates tätig und handelt präventiv und proaktiv für den Abbau sozialer Exklusion und Spannungen im Sinne des sozialen Friedens. Im Gegensatz dazu bringt die Seelsorge – die ihren Ursprung in der christlichen Theologie hat – im Auftrag der Nächstenliebe den göttlichen Willen zum Ausdruck. Die Seelsorgelehre ist also immer theologisch. Sie dient dem Menschen und nicht der Gesellschaft als Ganzes, weshalb sie auch nicht gesellschaftlichen Erwartungen gerecht werden kann, etwa der Antiradikalisierung entgegenzuwirken. Sie kann nur tätig werden, wenn ihr dafür das Mandat von den Klient_innen erteilt wird.
Best-Practice-Beispiele aus anderen Ländern und Universitäten
Die Referent_innen der Panels konnten vorhandene Konzepte anhand von Best-Practice Beispielen aus anderen Ländern und/oder anderen islamisch-theologischen Universitätsstandorten vorstellen. Darunter Prof. Hansjörg Schmid von der Universität Fribourg (Schweiz), Dr. Michael Kiefer von der Universität Osnabrück, und Dr. Jussra Schroer von der Universität Tübingen. Zudem wurden auch Pilotprojekte zur muslimischen Seelsorge in Deutschland diskutiert. Durch die Teilnahme von Vereinen wie dem Sozialdienst muslimischer Frauen (SmF) und dem Rat Muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA e.V.) erhielten die Teilnehmenden wertvolle Einblicke in verschiedene Praxisfelder wie zum Beispiel die Gefängnis -, Krankenhaus-, und Hochschulseelsorge. In den anschließenden Diskussionsrunden kam es zu einem spannenden Austausch zwischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Akteur_innen zu Fragen rund um soziale Arbeit und Seelsorge.
„Was muslimische oder islamische Seelsorge ist oder sein soll kann nicht vorausgesetzt werden, sondern wird erst diskursiv an den Kontaktzonen mit ihrem Potential zur Vermischung, Konfliktabgrenzung und Selbstverständigung ausgehandelt.“ – Prof. Hansjörg Schmid, Universität Fribourg
Digitale Workshop-Reihe „10 Jahre islamisch-theologische Studien“
Der nächste Workshop zum zehnjährigen Jubiläum der islamisch-theologischen Studien in Deutschland findet am 27. und 28. Mai unter der Leitung von Prof. Dr. Serdar Kurnaz von der Humboldt Universität statt. Das Programm des dritten Workshops „Koran im Fokus“ wird in Kürze bekanntgegeben. Anmeldungen hierfür sind bereits möglich unter: https://aiwg.de/digitale_workshopreihe_10jahre_its/#Anmeldung