Voneinander übereinander lernen beim plugether-Workshop
Der zweitägige Auftaktworkshop von plugether Ende Juli stand ganz im Zeichen des einander Kennenlernens: eine Gruppe junger engagierter Personen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften formiert sich und wächst zusammen. Dabei konnten mit den Themen interreligiöser Dialog und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit erste inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden. Rahmenpunkte wie eine Exkursion zum Hindu-Tempel und eine gemeinsame Mediation ergänzten das Programm.
Verstehe ich dich wirklich so, wie du es gemeint hast? Oder nur auf der Grundlage meines eigenen Verstehens? Gute Kommunikation, ob verbal oder auch nonverbal, ist sensibel für unterschiedliche kulturelle und religiöse Settings, da diese auch verschiedene Formen von Verständnis prägen. Über die Voraussetzungen für Verständigung und einen gelingenden interreligiösen Dialog diskutierten die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren aus verschiedenen Religionsgemeinschaften beim Workshop-Auftakt von plugether. Die Teilnehmenden kamen erstmalig in Präsenz zusammen, sodass das Kennenlernen als Gruppe besonders im Fokus stand. Gemeinsam arbeiteten sie neben dem Unterschied zwischen Toleranz und Respekt weitere wichtige Aspekte für das Miteinander wie Geduld und Beständigkeit heraus. „Über Begegnung entsteht Vertrauen und Vertrauen braucht Zeit. Brücken müssen gebaut werden. Deswegen sind Projekte wie plugether auch so wichtig. Es braucht offene Räume, Netzwerke und Empowerment“, sagte Dr. Andreas Goetze, Gastreferent und Pfarrer für interreligiösen Dialog mit Schwerpunkt Islam im Zentrum Ökumene der EKHN/ EKKW, Frankfurt a.M.. Ein Dialog fände nie im luftleeren Raum statt. Immer wieder seien aktuelle Ereignisse wie der Konflikt in Gaza „immer irgendwie“ da, wie ein „Elefant im Raum“, der nicht wegzudenken ist und mitschwingt. Dies ist eine besondere Herausforderung in der Dialogarbeit.
Begegnung statt Bekehrung
Ergebnisse der Gruppenarbeiten waren ebenfalls, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit wichtige Faktoren einer dialogischen Haltung seien, wie ein Teilnehmer anmerkte. Es solle keine aufgestülpte Rolle sein, sondern authentisch. Ebenso wichtig sei Begegnung statt Bekehrung, denn das Ziel sei es nicht, Andere zu überzeugen, sondern sich zu begegnen und dazu gehöre auch Empathie, meinte eine andere Teilnehmerin. Die Workshop-Gruppe konnte von der langjährigen Erfahrung des Gastreferenten profitieren und wertvolle Impulse für die eigenen interreligiösen Begegnungen mitnehmen: „Wenn ich in einen Dialog gehe, dann versuche ich, so viel Offenheit mitzubringen, dass es mich verändern darf. Jede Begegnung und jeder Austausch ist wertvoll. Gleichwohl ist ein richtig tiefgehender Dialog selten. Ihn zeichnet aus, dass er selbstkritisch ist und auch dahin gehen kann, wo es weh tut.“
Begegnungen helfen, Vielfalt zu entdecken
Ein besonderer Höhepunkt des ersten Workshops war eine Exkursion zum Hari Om Tempel in Frankfurt. Ende der 1980er-Jahre gegründet, gilt er als einer der ältesten Hindu-Tempel Deutschlands. Vor Ort erfuhren die Teilnehmenden viel über die Glaubensinhalte der Gemeindemitglieder und durften auch einer Puja – dem täglich praktizierten Gebetsritual mit Opfergabe und Mantren im Hinduismus – beiwohnen. In dem Gespräch mit einer Verantwortlichen des Tempels wurden Themen wie das Spannungsfeld zwischen religiösen Praktiken, Generationswechsel und Identität sowie plurale Gesellschaft deutlich.
Diskussionswerkstatt „Für eine Gesellschaft, die Vielfalt lebt“
Am zweiten Workshop-Tag nutzten die Teilnehmenden den gegebenen Raum der Diskussionswerkstatt, um sich zunächst zu zweit und dann in der Gruppe über ihre eigenen Erfahrungen mit den Themen Ausgrenzung und Diskriminierung auszutauschen. Nicht nur theoretisch, sondern auch körperlich den anregenden Diskussionen nachzuspüren und auch mal eine Gedankenpause einzulegen, übten die Teilnehmenden im Anschluss mit einer geführten Meditation im Haus der Stille auf dem Campus Westend der Goethe Universität. Mit wieder gewonnener Energie wurden am Nachmittag Bedarfe und Möglichkeiten diskutiert, um Anliegen und für sie Wichtiges auch für andere sichtbar zu machen. Auf kreative Weise formten sich Ideen und Schwerpunkte, die in Kleingruppen während der Projektlaufzeit weiter ausgearbeitet werden.
Durch die intensive Zusammenarbeit über zwei Tage und wechselnde Formate konnten die Teilnehmenden Vertrauen und eine Art Safer Space aufbauen, sodass die Gruppe gestärkt auf den nächsten Workshop Ende September blickt.
Über das Projekt plugether
Haben wir Sie neugierig gemacht und Sie haben Interesse, selbst ein Teil von plugether zu werden? Sie können unsere mehrheitlich muslimisch und christliche Gruppe durch eine weitere religiöse Perspektive bereichern? Dann können Sie sich mit einem Motivationsvideo hier bewerben und weitere Projektinformationen einholen.
Das Projekt plugether schafft Räume für die Perspektiven junger engagierter Erwachsener aus verschiedenen Communitys auf aktuelle Herausforderungen unserer pluralen Gesellschaft. Hier können sie in einen Dialog treten und ihre Erfahrungen zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, insbesondere mit Blick auf die Sozialen Medien, teilen.
Das Projekt wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration zugleich Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus.
Mehr Informationen zu weiteren Transferformaten der AIWG finden Sie hier