AIWG-Board wächst – erstmals Schweiz und Österreich vertreten
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) freut sich, bekanntzugeben, dass das AIWG-Board im April 2025 neue Mitglieder hinzubekommen hat. Erstmals sind nun auch die islamisch-theologischen Hochschulstandorte aus der Schweiz und aus Österreich im Board vertreten.
Mit dieser Erweiterung nimmt die AIWG einen bedeutenden Impuls auf: die zunehmende Relevanz Islamischer Theologie und Religionspädagogik in Europa. Der wissenschaftliche Austausch und die institutionelle Zusammenarbeit in diesen noch jungen Fachbereichen gewinnt angesichts gesellschaftlicher und bildungspolitischer Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zunehmend an Bedeutung. „Besonders in Zeiten religiöser Pluralisierung, in denen gesellschaftliche Herausforderungen und Spannungen zunehmen und Desinformationen Hochkonjunktur haben, ist die fundierte wissenschaftliche Beschäftigung mit Traditionen, Diskursen und Praktiken von Muslim_innen unverzichtbar “, kommentiert Prof. Dr. Bekim Agai, Direktor der AIWG, die Erweiterung des Boards.
Länderübergreifend an gemeinsamen Fragestellungen und Herausforderungen arbeiten
Seit 2017 besteht die AIWG mit BMBF Förderung als zentrale Plattform zur Vernetzung islamisch-theologischer Forschung und ihrer Verankerung an deutschen Hochschulen. Dabei steht die akademische Selbstverortung der Islamischen Theologie ebenso im Fokus wie die Reflexion gesellschaftlicher Herausforderungen in Bezug auf muslimisches Leben und Teilhabe von Minderheitengruppen. Es handelt sich um ein spannungsgeladenes Feld mit vielen offenen Fragen.
In Deutschland wird derzeit etwa der islamische Religionsunterricht kontrovers diskutiert, insbesondere im Hinblick auf Qualitätsstandards in der Lehrkräfteausbildung und den Einfluss religiöser Verbände. In Österreich sorgt unter anderem die juristische Auseinandersetzung um die „Islam-Karte“ des Wiener islam-theologischen Instituts für Debatten und in der Schweiz weist eine aktuelle SZIG-Studie auf zunehmenden antimuslimischen Rassismus hin und betont den Bedarf an differenziertem Dialog. Durch den Mitgliederzuwachs aus Österreich und der Schweiz innerhalb des AIWG-Boards können die Vertreter_innen aller 11 deutschen Hochschulstandorte diese Diskurse künftig noch breiter diskutieren und Perspektiven für ihre Arbeit entwickeln.
„Mit diesem Schritt schaffen wir Raum für einen kollegialen Austausch über gemeinsame Fragen und Herausforderungen und stärken daneben die internationale Vernetzung im deutschsprachigen Raum,“ so Dr. Raida Chbib, Geschäftsführerin der AIWG.
„Für das Institut für Islamisch-Theologische Studien der Universität Wien und die AIWG eröffnet diese Zusammenarbeit substanzielle Möglichkeiten zur vertieften fachlichen Vernetzung, zur Entwicklung gemeinsamer Forschungs- und Transferprojekte sowie zur Abstimmung curricularer und konzeptioneller Ansätze. Durch diesen integrativen Zugriff wird nicht nur die wissenschaftliche Qualität gestärkt, sondern auch die gesellschaftliche Relevanz islamisch-theologischer Arbeit nachhaltig sichtbar gemacht“, erhofft sich Ass.-Prof. Dr. Tuğrul Kurt, der als Vorstand das Institut für Islamisch-Theologische Studien der Universität Wien im Board vertritt.
Als weitere österreichische Einrichtung ist das Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck vertreten. Prof. Dr. Abdullah Takim vertritt den Standort im Board. Gemeinsam mit dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) an der Universität Fribourg gehören sie zu den wichtigsten akademischen Einrichtungen für Islamische Theologie und Religionspädagogik. Mit ihrer Arbeit in Forschung und Lehre tragen die Standorte wesentlich dazu bei, Curricula zu entwickeln, Lehrkräfte auszubilden und die akademische Fortentwicklung islamischer Tradition im europäischen Kontext voranzutreiben.
„Gerade in der interdisziplinären Islamforschung, die stark von politischen und gesellschaftlichen Debatten beeinflusst wird, erweist sich eine intensive Vernetzung als unverzichtbar. Es ist stets eine große Bereicherung über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und länderübergreifend an gemeinsamen Fragestellungen zu arbeiten. Das SZIG teilt mit der AIWG das Anliegen, Forschung und Transfer in die Gesellschaft eng miteinander zu verknüpfen, kommentiert Prof. Hansjörg Schmid den Beitritt des Instituts. Schmid wird den Fribourger Standort im AIWG-Board vertreten.
Zivilgesellschaftliche und interreligiöse Impulse für einen starken Wissenstransfer
Darüber hinaus wurde das Board um zwei weitere Mitglieder ergänzt, deren Perspektiven aus angrenzenden Feldern die AIWG bereichern: Tobias Specker, Professor für Katholische Theologie im Angesicht des Islam an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt, bringt mit seiner interreligiösen Expertise einen wertvollen Beitrag für den Dialog zwischen islamischer und christlicher Theologie ein. Özlem Nas aus Hamburg wurde ebenfalls neu ins Board berufen. Als aktive Stimme aus der muslimischen Community bringt sie praxisnahe und gemeindeorientierte Perspektiven mit, die für die Weiterentwicklung islamisch-theologischer Fragestellungen von großer Bedeutung sind.
Das AIWG-Board ist wichtigster Impulsgeber für die strategische und inhaltliche Arbeit der Akademie und der ihr angeschlossenen Institute. Das Gremium berät strategisch in Fragen der wissenschaftlichen Ausrichtung sowie zu Bedarfen aus der Praxis. Daneben spielt es eine zentrale Rolle bei der Auswahl von Projektanträgen.