Longterm-Forschungsgruppe veranstaltet Digitalisierungsworkshop für Gemeinden
Durch die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in der Gesellschaft einen besonderen Schub erfahren. Auch Moscheegemeinden haben den Religionsunterricht während der Pandemie auf digitale Plattformen umgestellt. Welche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung für den gemeindlichen digitalen Religionsunterricht? Welche digitalen Ressourcen werden bereits eingesetzt? Und welche neuen Lehr- und Lernformen entwickeln sich? Der Workshop Gemeindepädagogik versuchte, diese Fragen in einem vertraulichen Austausch zu beantworten.
Am Samstag, dem 23. Oktober 2021, fand der gemeindepädagogische Workshop „Digitalisierung im Religionsunterricht in den Moscheen – Herausforderung und Chance“ statt. Der digitale Workshop richtete sich an muslimische Religionsgemeinschaften und deren Multiplikatoren, sowie Organisatoren und Lehrende des gemeindlichen Religionsunterrichts. Geleitet wurde der Workshop von Mehmet Soyhun, gemeindepädagogischer Projektmitarbeiter der AIWG Longterm-Forschungsgruppe „Linked Open Tafsīr“ und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur in Gießen. Ziel des Workshops war es, Potentiale zu erkennen, vorhandene Ressourcen bekannter zu machen und einen Austausch über die bisherigen Erfahrungen anzuregen. Daneben ging es auch darum, zu klären, inwieweit das Digitalisierungsprojekt „Linked Open Tafsīr“ für den Unterricht in Moscheen nutzbar gemacht werden kann. Der Transfer der wissenschaftlichen Arbeit der Longterm-Forschungsgruppe in die Praxis stand hier unter anderem im Fokus.
Im Rahmen des vierstündigen digitalen Workshops informierte Prof. Dr. Ömer Özsoy von der Goethe-Universität die Teilnehmenden zunächst über das Projekt Linked Open Tafsīr. Er skizzierte dabei auch die Anwendungsmöglichkeiten der im Rahmen des Projekts entstehenden Datenbank für die gemeindepädagogische Arbeit. Im Anschluss daran stellte Dr. Ahmet Arslan, Fachleiter für Islamischen Religionsunterricht am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Dortmund, die Bedeutung von Videos und Apps und deren Einsatzmöglichkeiten für einen interaktiven Unterricht in Moscheen dar. In seinem Beitrag ging er einerseits darauf ein, wie die Workshop-Teilnehmenden Schüler_innen verstärkt dazu motivieren können, Onlineapplikationen zu nutzen, andererseits regte er die Lehrenden selbst dazu an, Unterrichtsinhalte in Form von Videos zu vermitteln.
Im zweiten Teil teilten sich die Teilnehmenden in vier Arbeitsgruppen auf. In den Arbeitsgruppen wurden bereits vorhandene digitale Angebote von Religionsgemeinschaften vorgestellt und ihre Einsatzmöglichkeiten eruiert. Die Möglichkeit zum Austausch über Herausforderungen und Potentiale der digitalen Angebote wie auch deren Nutzbarkeit wurde sowohl in den Arbeitsgruppen als auch im Plenum intensiv genutzt. Unter Anleitung von Dr. Arslan konnten die Teilnehmenden zudem die im ersten Teil vorgestellten Onlineapplikationen selbst erproben.
Abgeschlossen wurde der Workshop mit einer Reflexion und Feedbackrunde. Dabei hob Prof. Dr. Yaşar Sarıkaya, Universität Gießen, hervor, dass ein solcher Austausch zwischen den Gemeinden besonders wichtig sei und der Einsatz von neuen Medien und Angeboten nicht mehr so kritisch gesehen werde wie in der Vergangenheit, sondern mittlerweile unverzichtbar geworden sei. Aus den Feedbacks wurde die Möglichkeit eines vertraulichen Austauschs unter den Gemeinden begrüßt und auch der Bedarf nach weiterem Austausch deutlich. Daher wurde in Aussicht gestellt, weitere gemeindepädagogische Workshops als Folgeveranstaltungen mit unterschiedlichen Inhalten durchzuführen.
Der Workshop fand im Rahmen der AIWG Longterm-Forschungsgruppe „Linked Open Tafsīr“ statt.
Über die Longterm-Forschungsgruppe „Linked Open Tafsīr“
Die Forschungsgruppe setzt sich zum Ziel, eine online abrufbare Datenbank frühislamischer exegetischer Überlieferungen zu erstellen. Basis ist der Korankommentar (Tafsīr) des muslimischen Gelehrten aṭ-Ṭabarī (gestorben 310 AH/923 AD). Die Datenbank soll die in den Überlieferungen enthaltenen Informationen zu historischen Begebenheiten zur Offenbarungszeit sowie die kulturellen, religiösen, sozialen und sprachlichen Rahmenbedingungen der Entstehung des Korans erfassen. In der Forschungsgruppe arbeiten Wissenschaftler_innen der Standorte Frankfurt am Main, Gießen und Berlin zusammen. Am Standort Gießen liegt der Fokus auf der religionspädagogisch-didaktischen Aufbereitung für Bildungsprozesse in Schule und Gemeinde.
Mehr zur Longterm-Forschungsgruppe erfahren können Sie in der Projektbeschreibung oder im Video der Forschungsgruppe.