Mentees diskutieren über Imamausbildung in Deutschland
Die Imamausbildung in Deutschland gehört zu den zentralen Themen gesellschaftspolitischer Debatten, die sowohl muslimische Gemeinden als auch die Politik beschäftigen. Erst kürzlich wurde diese Thematik auf der Deutschen Islam Konferenz diskutiert. Das MENTi-Austauschtreffen im November haben wir für einen kritischen Austausch mit unseren Mentees zu aktuellen Modellen der Imam-Ausbildung genutzt. Eine besondere Bereicherung war hierbei die Praxis-Erfahrung von einem unserer Mentees.
Im Rahmen des AIWG Mentoring-Programms MENTi kamen der Geschäftsführer Dr. Jan Felix Engelhardt und unsere Mentees am 18. November 2020 online zusammen, um über die gegenwärtig sehr aktuelle Debatte zur Imam-Ausbildung in Deutschland zu diskutieren.
Dr. Jan Felix Engelhardt gab den Teilnehmenden zunächst einen Überblick zu den bestehenden Modellen der Imamausbildung in Deutschland und griff hierbei bereits relevante Fragestellungen, wie etwa den Professionalisierungsbedarf muslimischer Gemeinden, auf.
Im Anschluss daran berichtete einer unserer Mentees von seinen vielfältigen Erfahrungen aus der Praxis als ehrenamtlicher Imam in Deutschland.
Ein Imam für alle Fälle?
Zu den strukturellen Hürden der Imamausbildung zählte unser Mentee nicht nur die Finanzierungsfrage und den Imam-Mangel auf, sondern auch die vielfältigen soziokulturellen Rollen, die von einem Imam abverlangt, in der gegenwärtigen Ausbildung jedoch nicht ausreichend abgedeckt werden.
Imame in Deutschland übernehmen häufig nicht nur die Rolle des Theologen und Predigers, sondern auch die des Seelsorgers, des Pädagogen. Sie sind Vertrauens- und Ansprechperson innerhalb der Gemeinde. Deshalb plädierte unser Mentee dafür, das Curriculum der Imamausbildung an die vielfältigen Anforderungen, mit denen Imame in ihrer Praxis konfrontiert werden, anzupassen. Hierzu müsse in erster Linie die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxisbezug aufgearbeitet werden.
Im Anschluss an diese wichtigen Einblicke aus der Praxis diskutierten unsere Mentees gemeinsam über unterschiedliche Aspekte der gesellschaftlichen und soziokulturellen Hürden und Potentiale der Imamausbildung in Deutschland. Zu diesen Hürden zähle unter anderem der Spagat zwischen inhaltlich wichtigen Themenschwerpunkten innerhalb der Gemeinden, und die entsprechende Vorbelastung der Gemeinden durch dominante und pauschalisierende Mehrheitsdiskurse.
Mehr zur Imamausbildung in Deutschland kann in unserer AIWG-Expertise nachgelesen werden
Mehr zur Deutschen Islam Konferenz vom 12.11.2020
Über das Mentoring-Programm der AIWG
Aktuell betreut die AIWG drei Jahrgänge in ihrem Mentoring-Programm MENTi. Insgesamt konnten bereits 50 Tandems erfolgreich zusammengeführt werden.