Das AIWG-Praxisfellowship richtet sich an ideenreiche Persönlichkeiten mit praktischen Erfahrungen zu Fragen der Religion und der gesellschaftlichen Teilhabe von Muslim_innen in Deutschland. Es unterstützt ihr persönliches Engagement und ihre individuellen Projektideen und ermöglicht ihnen, ihre bisherigen Kenntnisse zu islambezogenen Themen auszubauen und sie in die Wissenschaft einzubinden. Hier finden Sie eine Liste unserer aktuellen Praxisfellows.
- Nadina MemagićNadina Memagić
Nadina Memagić ist Musikkabarettistin und Klavierlehrerin. Sie hat eine Ausbildung in Tanz, Gesang und Schauspiel in Hamburg abgeschlossen und engagierte sich ehrenamtlich beim Zahnräder Netzwerk. Sie ist Mitgründerin des „ausARTen“ Festivals und des Start-ups RAHATNOOK, für das sie als Fotografin und Creative Director tätig war. 2021 war sie Fellow der Datteltäter Academy. Die gebürtige Bosniakin schreibt unter anderem Lieder über Kapitalismus, Mutterschaft, Flucht und Abschiebung und mentale Gesundheit. Nadina Memagić möchte Kabarett für ein nicht-weißes Publikum zugänglicher machen, (Alltags)geschichten aus der PoC Community erzählen und deren Perspektive zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen beleuchten.
Fellowship: Fulltime Praxisfellowship
Projekt: Religion im Kabarett und Comedy
Laufzeit: 01.10.2022 – 31.08.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Prof.in Dr. Armina Omerika, Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Kurzbeschreibung:
Darf man über Religion Witze machen? Wenn ja, wie fein ist die Grenze zwischen Angebrachtem und Unangebrachtem? In ihrem Praxisfellowship möchte Nadina Memagić der Frage nachgehen, warum Glaube, als ein wesentlicher Bestandteil des Lebens vieler auf der Bühne kaum Raum findet. Wie kann Kabarett islambezogene Themen mit Selbstironie satirisch behandeln und auf die Bühne bringen? Ohne Stereotype zu untermauern oder selbstabwertenden Humor zu benutzen? Im Austausch mit Wissenschaftler_innen der islamisch-theologischen Studien und anderer Praxisexpert_innen untersucht und diskutiert Nadina Memagić in ihrem Praxisprojekt die Rolle von Satire, Dichtkunst und Humor in der islamischen Geschichte und Theologie. Nach dem Austausch mit Kabarettist_nnen und Theolog_innen zum Thema soll ein gemischter Kabarettabend mit anschließender Podiumsdiskussion stattfinden.
- Fatima El SayedFatima El Sayed
Fatima El Sayed ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt D:ISLAM am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat Arabistik und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und an der Universität Granada, Spanien, studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Politik in der MENA-Region, feministische und postkoloniale Theorien, sowie die Verschränkungen von Migrations-, Integrations- und Islamdiskursen in Deutschland. Fatima El Sayed war mehrere Jahre ehrenamtlich in der muslimischen Jugendarbeit und unterschiedlichen muslimischen Community-Kontexten tätig. Seit 2020 engagiert sie sich bei Kopftuchmädchen, dem ersten Medien-Startup für muslimische Frauenstimmen. Als interreligiöse Stadtführerin führt sie Gruppen durch den Berliner Stadtteil Kreuzberg.
Fellowship: Associated Praxisfellowship
Projekt: Muslimische Frauenorganisationen als Akteur_innen sozialen Wandels in Deutschland
Laufzeit: 15.10.2022 – 31.08.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Raida Chbib, Politik- und Religionswissenschaftlerin
Kurzbeschreibung:
Das Engagement muslimischer Frauen in Deutschland ist bislang noch wenig sichtbar, dabei sind sie seit Jahren in Moscheen, etablierten Verbandsstrukturen, Vereinen sowie selbstgegründeten Zusammenschlüssen tätig und tragen aktiv zu einer lebendigen muslimischen Zivilgesellschaft bei. Ihre Themenschwerpunkte reichen von der Wohlfahrtspflege, Inklusion über politische Bildung und Jugendarbeit bis hin zu (geschlechtsspezifischer) Diskriminierung. Dennoch sind muslimische Frauenorganisationen mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die zum einen mit ihrer Marginalisierung zusammenhängen und zum anderen mit dem gesellschaftlichen Klima, in dem sie arbeiten.
Ziel des Projekts ist es, die Wahrnehmung von muslimischen Vereinen und Organisationen als zivilgesellschaftlichen Akteur_innen zu stärken und so zu ihrer gesellschaftlichen Normalisierung beizutragen.
Zudem soll die Kenntnis über unterschiedliche Akteur_innen sowohl für die innermuslimische Vernetzung als auch für den gesamtgesellschaftlichen Austausch gestärkt werden.
- Dr. Menekşe ÇıtakDr. Menekşe Çıtak
Menekşe Çıtak studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bielefeld und hat im islamischen Strafrecht an der Hitit Universität in Çorum, Türkei, promoviert. Seit über zwanzig Jahren betreut und unterrichtet sie ehrenamtlich Jugendliche und Erwachsene und erstellt Unterrichtsmaterialien zu islamisch-theologischen Themen unter anderem im Bereich des Fiqh (Islamisches Recht), des Tafsirs (Koranexegese), der Sira (Das Leben des Propheten Muhammad) und der Islamischen Geschichte für ihre muslimischen Lerngruppen.
Fellowship: Associated Praxisfellowship
Projekt: Ehe mit Nicht-Muslim_innen als Thema in der islamischen Gemeindepädagogik.
Laufzeit: 15.10.2022 – 31.8.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Jun.-Prof. Dr. Idris Nassery, Paderborner Institut für Islamische Theologie, Universität Paderborn
Kurzbeschreibung:
In einer pluralen Gesellschaft steigt die Zahl von binationalen und interreligiösen Partnerschaften. Junge Muslim_innen in Deutschland sind davon nicht ausgenommen. So richten sie sich in ihren Gemeinden oftmals mit ihren Fragen z.B. zur Möglichkeit der Eheschließung mit einem andersgläubigen Partner oder einer andersgläubigen Partnerin an Imame oder Lehrer_innen. Im Rahmen ihres Praxisprojekts wird Menekşe Çıtak ein Workshop-Konzept zum Thema “Ehe mit Nicht-Muslim_innen“ für den Einsatz in der islamischen Gemeindepädagogik erarbeiten. Die Erarbeitung erfolgt in einem engen Austausch mit Wissenschaftler_innen aus der islamischen Religionspädagogik sowie den islamisch-theologischen Studien an deutschen Hochschulen.
- Dr. Ali ÖzdilDr. Ali Özdil
Dr. Ali Özdil ist Islamwissenschaftler. Von 2002 bis 2022 war er Direktor des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts e.V in Hamburg. Im Rahmen seiner Tätigkeit hat er sich vor allem mit der Beratung sowie Aus-, Weiter- und Fortbildung verschiedener Berufsgruppen, darunter Lehrer_innen, Imame, Bundespolizist_innen mit Kontakt zu Muslim_innen beschäftigt. Seit 2003 bietet Dr. Ali Özdil zudem Weiterbildungen in der kultur- und religionssensiblen Pflege für Ärzt_innen und Pfleger_innen an.
Fellowship: Fulltime Praxisfellowship
Projekttitel: Pflege, Glaube und Kultur: Kultur- und religionssensible Pflege muslimischer Patient_innen in Deutschland
Laufzeit: 1.10.2022 – 31.08.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Dr. Martin Maḥmūd Kellner, Institut für Islamische Theologie, Universität Osnabrück
Kurzbeschreibung:
Lange Zeit schon befasst sich Dr. Ali Özdil mit Fragen rund um Muslim_innen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Der Bedarf an Auskunft und Schulung des Personals aus dem Gesundheitsbereich wächst. Zugleich gibt es wenige Personen, die an der Schnittstelle zwischen Ärzt_innen und Pflegepersonal auf der einen und muslimischen Patient_innen aus verschiedenen Kulturkreisen auf der anderen Seite vermitteln können. Ali Özdil hat bereits Erfahrungen auf dem Gebiet und möchte interessierte Personen aus den islamisch-theologischen Studien oder anderen Fachbereichen für diese Themen sensibilisieren und für die Beratung weiter qualifizieren. Im Rahmen seines Praxisfellowship-Projekts wird er hierzu im Austausch mit Fachleuten aus der Theologie und aus dem Gesundheitsbereich zunächst eine Bedarfsanalyse und Bestandsaufnahme zum Thema vornehmen.
Hierauf basierend wird er ein Konzept zur Schulung von Nachwuchswissenschaftler_innen, Ärzt_innen und Beratungskräften entwickeln. Umgesetzt wird das Konzept im Rahmen von zwei Workshops, in denen die Teilnehmer_innen ihre Kenntnisse und Methoden zur Beratung von Gesundheits- und Pflegepersonal in der „kultur- und religionssensiblen Pflege muslimischer Patient_innen“ ausbauen und umsetzen. Abschließend sollen im Rahmen eines Fachgesprächs die Ergebnisse analysiert und das Konzept überarbeitet und finalisiert werden.
Am Ende des Praxisprojekts sollen die Ergebnisse über Informationsmaterialien, Fallbeispiele sowie eine öffentliche Veranstaltung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
- Bastian Musa GernerBastian Musa Gerner
Bastian Musa Gerner kommt aus Würzburg. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton arbeitete er als Sounddesigner beim Film in Berlin. Seit 2019 ist er als Senior Foley Artist bei Ubisoft in Düsseldorf in der Computerspiele-Branche tätig. Neben seinem Beruf rappt er seit mehr als 20 Jahren unter seinem Künstlernamen Musa Gerner. Sein erster Auftritt fand im Jahr 2000 statt. Bislang sind zwei Alben von ihm erschienen. Er engagiert sich zudem in der Jugendarbeit und bietet Hip-Hop-Workshops an.
Fellowship: Associated Fellowship
Projekt: „Rap, zwei, drei Workshop – Leben in Deutschland mit Religion als Ressource“
Laufzeit: 01.10.2022 – 31.08.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Prof.in Dr. Tuba Işık, Berliner Institut für Islamische Theologie, Humboldt-Universität zu Berlin
Kurzbeschreibung:
Während seines Praxisfellowships will Bastian Musa Gerner einen Rap-Workshop mit Jugendlichen veranstalten. Religion soll als Ressource zur positiven Lebensführung in dem Workshop eine übergeordnete Rolle spielen. Im Rahmen des Workshops sollen die Jugendlichen über ihre persönlichen Themen und Fragestellungen zunächst miteinander ins Gespräch kommen und dann eigene Songtexte verfassen. Die Songs sollen aufgezeichnet und später im Internet als Videobeiträge veröffentlicht werden. Der Workshop soll den Jugendlichen auch Gelegenheit dazu geben, in Kontakt und in Austausch mit Menschen aus Kunst, Musik, Religionsgemeinschaften, Politik und Polizei zu kommen und so die eigene Perspektive zu erweitern. In Vorbereitung auf den Workshop wird sich Bastian Musa Gerner mit Wissenschaftler_innen aus der Religionspädagogik und anderen Expert_innen austauschen.
Ziel des Praxisfellowships ist es, einen kritischen Dialog über die Fragen der Jugendlichen anzustoßen und praktische Bezüge zu deren Lebensrealität herzustellen.
- Atahan DemirelAtahan Demirel
Atahan Demirel kommt aus Stuttgart und arbeitet als Referent in der politischen Kommunikation. Nebenbei engagiert er sich unter anderem bei der queer-muslimischen Vernetzungsgruppe „q*wir“ der Jungen Islam Konferenz. Im Rahmen seines zivilgesellschaftlichen Engagements setzt er sich gegen die Diskriminierung von queeren Muslim_innen und für deren gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein.
Fellowship: Associated Praxisfellowship
Projekt: Vielfalt im Islam – eine Stimme für queere Muslim_innen
Laufzeit: 15.10.2022 – 31.08.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Jasser Abou Archid, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie, Universität Osnabrück
Kurzbeschreibung:
Queere Muslim_innen sind häufig einer Mehrfachdiskriminierung ausgesetzt, die die Betroffenen vor erhebliche Probleme stellt. Sie sind nicht nur antimuslimischem Rassismus innerhalb beispielweise der queeren Community ausgesetzt, sondern sie erleben auch Queerfeindlichkeit beispielsweise in muslimischen Kreisen. Und auch in den islamisch-theologischen Studien ist das Thema „Queersein im Islam“ bislang noch im Aufbau. Mit seinem Praxisprojekt „Vielfalt im Islam“ will Atahan Demirel auf die verschiedenen Lebensrealitäten von queeren Muslim_innen in Deutschland aufmerksam machen und diese selbst zu Wort kommen lassen. Unter Einbeziehung von Diskriminierungserfahrungen queerer Muslim_innen will er Lösungsansätze sowohl für die Praxis als auch für die Wissenschaft ausarbeiten. Dafür wird Atahan Demirel zwei Dossiers veröffentlichen. Im ersten Dossier sollen die derzeitigen Lebensrealitäten von queeren Muslim_innen in Deutschland aufgezeigt werden. Das zweite Dossier wird sich mit der theologischen Auslegung von „Queersein im Koran“ befassen.
- Armin BegicArmin Begic
Armin Begić studierte Islamische Studien und Gender Studies in Frankfurt am Main, Amman, Berlin und London. Er engagiert sich im interreligiösen Dialog, u.a. im jüdisch-muslimischen Dialog in Berlin. In seiner Freizeit kocht er gerne, entwickelt neue Rezepte und forscht zur Geschichte von Essen und Trinken in verschiedenen kulturellen Kontexten.
Fellowship: Associated Praxisfellowship
Projekt: Other Food Stories – Exploring Muslim-Jewish Cuisines
Laufzeit: 15.10.2022 – 31.08.2023
Wissenschaftliche Begleitung: Prof. Dr. Ufuk Topkara, Berliner Institut für Islamische Theologie, Humboldt-Universität zu Berlin
Kurzbeschreibung:
Dem Wissen zur Rolle religiöser, kultureller, historischer und soziologischer Faktoren der eigenen Essgewohnheiten und denen unserer Mitmenschen kommt bislang nur wenig oder nur selektiv Aufmerksamkeit zu. Das Projekt “Other Food Stories – Exploring Muslim-Jewish Cuisines” möchte dies ändern. Es verfolgt das Ziel, den muslimisch-jüdischen Austausch über das Thema „Essen“ zu stärken und tiefer zu ergründen.
In mehreren Kochvideos wird Armin Begić gemeinsam mit verschiedenen Expert_innen der Rolle von Essen für jüdisch-muslimische Beziehungen auf den Grund gehen: Welche Bedeutung besitzen bestimmte Gerichte, Essenstraditionen und Speisegebote für Muslim_innen und Jüd_innen hierbei? Welches Potenzial birgt die Auseinandersetzung von Muslim_innen und Jüd_innen mit den Essenstraditionen der jeweils Anderen? Und welche Rolle kommt Religion und Kultur im Speisealltag von Muslim_innen und Jüd_innen zu? Die Konzepterstellung für die Videos erfolgt im engen Austausch mit Wissenschaftler_innen aus den islamisch-theologischen Studien, der jüdischen Studien sowie anderen Expert_innen.