Wider die Klischees. Bildband „Moin und Salam“ zeigt Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland
Frankfurt am Main. Kopftuch und Minarett, bärtige Männer, die beten: Das Islam-Bild in Deutschland und in der medialen Berichterstattung ist häufig von Klischees geprägt. Bilder abseits gängiger Stereotype zeigen der Fotograf Julius Matuschik und die Religionswissenschaftlerin und Politologin Dr. Raida Chbib in einer gemeinsamen Publikation. Der von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt herausgegebene zweisprachige Bildband „Moin und Salam“ ist jetzt im Kerber Verlag erschienen.
Anhand historischer Aufnahmen, Alltagsfotografien, multimedialer Verlinkungen und erklärender Texte zeichnen der Fotograf und die Wissenschaftlerin Dr. Raida Chbib die Geschichte des Islams in Deutschland von der Vergangenheit bis in die Gegenwart nach.
Gehören Muslim_innen mit ihrer Religion zu Deutschland? Der Bildband „Moin und Salam“ verdeutlicht: Es geht nicht um das „Ob“, sondern das „seit wann“. Mit ausgewählten historischen Dokumenten zeigen Matuschik und Chbib, dass der Islam nicht erst mit den Gastarbeiter_innen nach Deutschland gekommen ist. Spuren muslimischen Lebens lassen sich bereits viel früher finden.
In insgesamt fünf Kapiteln werden Themen wie Identität, Zugehörigkeit, religiöse Praktiken und Feiertage, muslimisch jugendliche Subkulturen oder die ersten Moscheebauten und Gemeindegründungen beleuchtet. Daneben werden immer wieder engagierte Persönlichkeiten oder Initiativen aus muslimischen Communitys vorgestellt, die sich seit Jahren ehrenamtlich für ein gemeinsames Miteinander in einer pluralistischen Gesellschaft einsetzen. Auf über 200 Seiten zeigt der Bildband die für viele Menschen in Deutschland wohl unbekannte Vielfalt muslimischen Lebens hierzulande. Zugleich geben die Fotografien Einblick in die Alltagswelten von Muslim_innen.
„In deutschen Medien werden oft Bildwelten genutzt, die Muslim_innen und den Islam in einer einseitigen und stereotypischen Weise darstellen. Diese wiederkehrenden Bilder erzeugen einen Framing-Effekt, der die muslimische Gegenwart als fremd, gefährlich oder exotisch erscheinen lässt. Diese Bildsprache entspricht nicht einer Einwanderungsgesellschaft, in der Religionsfreiheit herrscht und Muslim_innen schon lange ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind“, so der Fotograf.
Julius Matuschik und Dr. Raida Chbib haben bereits für den gleichnamigen Blog „Moin und Salam“ zusammengearbeitet. Zusammen mit dem Bildarchiv islamimbild.de ist der multimediale Blog das Ergebnis von Matuschiks Praxisprojekt an der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG), das von der Stiftung Mercator gefördert wurde.
„Im Rahmen dieses Projekts haben wir versucht, den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis auf Augenhöhe umzusetzen, was eines der Hauptziele der AIWG bildet. Leitend für die Auseinandersetzung mit der Historie, mit Hintergründen und Zusammenhängen und damit für das Verfassen der Texte zum Thema war die Fotorecherche und das audiovisuelle Material. Spannende Sachverhalte und Fragen sind damit zu Tage gekommen, darunter die Frage, wie unsere deutsche Erinnerungskultur pluraler werden kann, indem sie die Historie von Minderheitengruppen besser sichtbar macht“, so Dr. Raida Chbib.
Mit ihrem gemeinsamen Bildband leisten die beiden Autor_innen einen Beitrag, der sich an eine breite, auch internationale, Öffentlichkeit richtet.
Publikation: Moin und Salam. Muslimisches Leben in Deutschland. Eine Reportage. Herausgegeben von Julius Matuschik und Raida Chbib. Kerber: Berlin, Bielefeld, 2024 (208 S., Hardcover Deutsch/Englisch, ISBN 978-3-7356-0952-6). Zur Verlagsseite
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Ein Autorengespräch mit Julius Matuschik und Dr. Raida Chbib ist für den 8. Juni in Frankfurt geplant. Weitere Informationen sind demnächst abrufbar auf der AIWG-Homepage.
Über die Herausgeber_innen
Julius Matuschik arbeitet als Fotojournalist für verschiedene On- und Offlinemedien. Er engagiert sich im Cameo Kollektiv e.V., wo er gemeinsam mit anderen Kreativen unter anderem soziokulturelle Projekte realisiert und Maßnahmen der kulturellen und politischen Bildung durchführt. Seit 2013 dokumentiert er fotografisch den Islam in Deutschland.
Dr. Raida Chbib ist Geschäftsführerin der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft an der Goethe-Universität Frankfurt. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Migration und Religion, religiöse Vielfalt, Organisationsprozesse des Islams, sowie Staat und Islam in Deutschland und Europa. Sie studierte Politikwissenschaft, Völkerrecht und Islamwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und promovierte an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in den Religionswissenschaften.
Über die AIWG
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität in Frankfurt ist eine Fachakademie, die bundesweit interdisziplinäre Forschung und Transfer in den islamisch-theologischen Studien und zum muslimischen Leben in Deutschland betreibt. Sie verbindet alle Hochschulstandorte der Islamischen Theologie und Religionspädagogik in Deutschland. In ihrer gesellschaftlichen Ausrichtung befasst sie sich unter Einbindung religionsbezogener Perspektiven mit Fragen von Teilhabe und Partizipation. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Pressekontakt (für Interviewanfragen)
Stefanie Golla-Dehmamy
Referentin Wissenschaftskommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft
Goethe-Universität
Tel.: 069-798 22459
E-Mail: golla@aiwg.de
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Anne Levke Vorbeck, Email: annelevke.vorbeck@kerberverlag.com
Bildmaterial
Die auf unserer Webseite zum Download angebotenen Bilder dürfen im Rahmen der Berichterstattung über den Bildband redaktionell verwendet werden.
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