Deutschsprachige muslimische Lyrik im Schulunterricht. Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft veröffentlicht Unterrichtsentwürfe als Handreichung für die Schule
Frankfurt am Main. Hafis, Rumi, Pamuk: In der deutschen Literaturgeschichte gibt es eine lange und reiche Tradition an Übersetzungen literarischer Werke aus muslimisch geprägten Ländern. Doch auch in Deutschland gibt es literarische Texte von Muslim_innen, verfasst in deutscher Sprache, darunter auch Gedichte wenig bekannter Autor_innen. In der Reihe „Praxisperspektiven“ der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität erscheint heute eine Ausgabe zu diesem Thema, die auch Handreichungen für den Schulunterricht enthält.
Lyrik von Muslim_innen, die in deutscher Sprache dichten, sind innerhalb der deutschen Gegenwartsliteratur bislang wenig bekannt. Auch im Schulunterricht werden die durchaus vorhandenen muslimischen Gedichte kaum behandelt. Auf dieses nicht genutzte Potenzial möchte die Gesamtschullehrerin Layla Kamil Abdulsalam mit ihrer Praxisperspektive „Poesie ermöglicht Zugänge. Potenziale deutschsprachig-muslimischer Lyrik für Unterricht und Praxis“ aufmerksam machen.
Für die Praxisperspektive hat sie die Gedichte von mehr als 60 muslimischen Dichter_innen, die auf Deutsch dichten, gesammelt. Als Ergebnis ihrer Recherchen sind vier Unterrichtsentwürfe für Lehrkräfte der Fächer Religion (islamisch, christlich, jüdisch u.w.), Ethik, Gesellschaftskunde und Deutsch entstanden. Illustrationen und Audioaufnahmen ergänzen die Unterrichtentwürfe. Layla Kamil Abdulsalam hat dabei in engem Austausch mit Wissenschaftler_innen und Expert_innen aus der schulischen Praxis gearbeitet.
Bei einigen der Gedichte, die in der aktuellen Ausgabe der „Praxisperspektiven“ abgedruckt sind, handelt es sich um Erstveröffentlichungen von bislang wenig bekannten muslimischen Stimmen.
„Der Islamische Religionsunterricht erfährt eine große Nachfrage, die weit über die derzeitigen Angebote hinausgeht. Das zeigt, dass es einen hohen Bedarf an Lehrinhalten zum Islam auf Deutsch in der Schule gibt. Die ästhetische Dimension der deutschen Sprache hat hierbei bislang noch kaum Beachtung gefunden. Aber Religion ist eben auch ein Thema, in dem es um individuelle Perspektiven, Identität, Spiritualität und Empfindung geht. Das kommt stark in Dichtung zum Ausdruck. Hiermit macht die Praxisperspektive auf eine wichtige Textgattung für den Religionsunterricht aufmerksam. Gleichzeitig ist Dichtung auch ein Mittel, um über Erfahrungen mit anderen ins Gespräch zu kommen und kann damit zum Beispiel im Deutschunterricht eingesetzt werden, wenn die Gedichte entsprechend didaktisch aufbereitet werden. Islam ist heute auch Bestandteil deutscher Gegenwartsliteratur, und das wird derzeit aus religionswissenschaftlicher und germanistischer Perspektive wissenschaftlich reflektiert“, so Professor Bekim Agai, Direktor der AIWG.
Die Praxisperspektive „Poesie ermöglicht Zugänge – Potenziale deutschsprachig-muslimischer Lyrik für Unterricht und Praxis“ richtet sich nicht nur an Lehrkräfte, sondern lädt auch Multiplikator_innen aus der Bildungsarbeit und an deutschsprachig-muslimischer Lyrik Interessierte dazu ein, neue Stimmen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zu entdecken.
Die vollständige Publikation kann hier auf der Website der AIWG heruntergeladen werden.
Über die Autorin
Layla Kamil Abdulsalam ist Gesamtschullehrerin und unterrichtet Mathematik und Deutsch in Nordrhein-Westfalen. Daneben ist sie in der Fortbildung tätig. In ihrer Freizeit schreibt sie Texte für Bilderbücher, die sich in erster Linie an muslimische Familien richten und zum kreativen Weiterschreiben in deutscher Sprache anregen. In ihren Gedichten reflektiert Layla Kamil Abdulsalam unter anderem über Spiritualität und Sprache.
Über die AIWG
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität in Frankfurt ist eine Fachakademie, die bundesweit interdisziplinäre Forschung und Transfer in den islamisch-theologischen Studien und zum muslimischen Leben in Deutschland betreibt. Sie verbindet alle Hochschulstandorte der Islamischen Theologie und Religionspädagogik in Deutschland. In ihrer gesellschaftlichen Ausrichtung befasst sie sich unter Einbindung religionsbezogener Perspektiven mit Fragen von Teilhabe und Partizipation. Die AIWG wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Pressekontakt
Stefanie Golla-Dehmamy
Koordinatorin Wissenschaftskommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 069-798 22459
E-Mail: golla@aiwg.de
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