AIWG veranstaltet Roundtable zu LSBTIQ in der muslimischen Seelsorge
Die AIWG veranstaltete am 15. März unter dem Titel „LSBTIQ als Thema in der muslimischen Seelsorge“ ihren achtzehnten Roundtable. Der Roundtable erfolgte auf Anregung des Amts für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt. An dem mittlerweile sechsten digital durchgeführten Roundtable nahmen 17 Wissenschaftler_innen aus den islamisch-theologischen Studien sowie Akteur_innen aus der Seelsorge und der muslimischen Zivilgesellschaft teil.
Nach der Begrüßung durch die AIWG und das Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt a.M. (AmkA) als Initiator_innen des Roundtable, begann die Veranstaltung mit einem Kurzimpuls. In diesem wurde über bisherige Erfahrungen in der Beratung von Muslim_innen zum Thema LSBTIQ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter* und queere Menschen) berichtet. Dabei zeigte sich, dass nichtkonfessionelle Träger oft die spezifischen Problemstellungen der Klient_innen nicht verstanden, dass bei muslimischen Anlaufstellen oft zu wenig Kenntnis zum Thema LSBTIQ und damit verbunden eine teils geringe Bereitschaft in vielen Gemeinden bestünde, sich damit zu befassen. Gleichzeitig sei der Leidensdruck der betroffenen Menschen sehr hoch und diese von verschiedenen Benachteiligungen betroffen. Dies reiche von Marginalisierungen über Diskriminierungen bis hin zu physischer Gewalt.
Bei LSBTIQ-Menschen muslimischen Glaubens käme hinzu, dass diese auch Ablehnung und Marginalisierung in den Gemeinden erführen, welche immer wieder religiös und theologisch begründet würden. Dabei sind vielfältige persönliche Umgangsweisen dieser Menschen zu beobachten wie sie mit ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung im Kontext ihres Glaubens individuell oder in Gemeinschaft umgehen. Hierbei lassen sich unterschiedliche Typologien ausmachen entlang derer man reagieren kann.
Gleichzeitig besteht der Bedarf sich auch innerhalb der islamisch-theologischen Studien mehr mit dem Thema LSBTIQ auseinanderzusetzen und aktuelle Erkenntnisse in der Forschung in Bezug auf die Tradition zu reflektieren. Und dies nicht nur innerhalb der Forschung, sondern auch in der universitären Ausbildung wie etwa in der Seelsorge.
Nach diesem Fokus auf die Praxis wurde der zweite Teil der Diskussion mit einem Kurzimpuls aus Sicht der islamisch-theologischen Studien eröffnet. Hier zeigte sich, dass das Thema LSBTIQ in der Wissenschaft nahezu unsichtbar sei und ein heteronormativer Blick auf die Gesamtthematik vorherrsche. Jedoch sei es gerade in der muslimischen Seelsorge notwendig, sich mit dem Thema zu befassen. Denn eine bestimmte Haltung in der Normenlehre in der Islamischen Theologie führten zu einer kontraproduktiven Seelsorge. Das Thema LSBTIQ solle daher in der Theologie entsprechend dem Forschungsstand in den Gender Studies, in der Psychologie, Sexualwissenschaft, Medizin und Anthropologie neu gedacht werden. Hier gelte es Grundlagenarbeit zu leisten, sowie Publikationen und Veranstaltungen zu „Seelsorge und LSBTIQ“ und zusammenhängenden Thematiken anzubieten.
Die Teilnehmer_innen des Roundtable waren sich einig, dass ein weiterer intensiver Austausch erforderlich sei. Sowohl innerhalb der Praxis, innerhalb der islamisch-theologischen Studien, aber auch zwischen Wissenschaft und Praxis.
Über den AIWG-Roundtable
Der AIWG-Roundtable bietet eine Plattform für den intensiven, vertrauensvollen Austausch und die Entwicklung von Lösungen zu gesellschaftsrelevanten Fragen des Islams in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie hier.
Kontakt AmkA
Amt für multikulturelle Angelegenheiten
Abteilung „Grundlagenarbeit und Antidiskriminierung“
15.22 Diversität, Chancengleichheit und Prävention
Timo Köster
Mainzer Landstraße 293
60326 Frankfurt am Main
Tel. (069) 212-30149
E-Mail: timo.koester[at]stadt-frankfurt.de
http://www.amka.de