AIWG-Roundtable zu Islamischen Bestattungen in Deutschland
In Deutschland finden immer häufiger muslimische Bestattungen statt. Immer mehr Bestatter_innen bieten traditionelle islamische Bestattungen an. Wo steht das muslimische Bestattungswesen aktuell? Welche Herausforderungen gibt es?
Diese und andere Fragen diskutierte die AIWG am Montag, den 27. April 2020, in ihrem vierzehnten Roundtable unter dem Titel „Islamische Bestattungen in Deutschland. Erfahrungen, Fortschritte und aktuelle Herausforderungen“. Es war der zweite digitale Roundtable der AIWG, an welchem insgesamt 21 Akteur_innen aus muslimischer Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften, Bestattungswesen, Wissenschaft und Journalismus teilnahmen.
Einigkeit bestand bei allen Teilnehmer_innen darüber, dass bereits einiges erreicht worden sei. Es gebe eine wachsende Zahl an muslimischen Grabfeldern und Bestattungen in Deutschland. Erste Verbände für muslimische Friedhöfe hätten sich lokal gegründet und die Mitarbeiter_innen in den Behörden vor Ort hätten ihre Kenntnisse zu den spezifischen Arbeitsabläufen stetig verbessert. Bei den rechtlichen Rahmenbedingungen habe es ebenfalls Fortschritte gegeben. Allerdings gebe es nach wie vor juristische Beschränkungen in einigen Bundesländern.
Der Roundtable verdeutlichte, dass sich die Teilnehmenden mehr Informationen darüber wünschen, wer im Feld aktiv ist und wer wo welchen Beitrag leistet. Dadurch könnten Kompetenzen gebündelt und die Zusammenarbeit weiter verbessert werden. Auf Seiten der muslimischen Zivilgesellschaft gebe es weiterhin Informationsbedarf, sowohl zu islamisch-theologischen als auch zu rechtlichen Fragen über islamische Bestattungen in Deutschland.
Zu wenig Schutzausrüstung, zu wenig wissenschaftliche Daten
Die aktuelle Corona-Pandemie führe dazu, dass viele Bestattungsunternehmen über zu wenig Schutzausrüstung verfügten. Neben der aktuellen Corona-Krise sei eine der größten Herausforderungen jedoch die sogenannte Ordnungsamtbestattung (wird vom Gesundheitsamt angeordnet, wenn sich keine bestattungspflichtigen Angehörigen ermitteln lassen), welche mit der Feuerbestattung einhergehe. Hier gelte es, schnell eine gemeinsame Lösung unter Beteiligung aller Akteur_innen herbeizuführen.
Neben der Frage, inwiefern eine zentrale Organisation von muslimischen Bestatter_innen zur Lösung bestehender Herausforderungen beitragen könnte, äußerten die Teilnehmer_innen den Bedarf nach mehr wissenschaftlich erhobenen Daten zum Thema. Dies würde beispielsweise die Kooperation aber auch die journalistische Arbeit bei der Berichterstattung erleichtern.
Konkret vereinbarten die Teilnehmer_innen über den Roundtable hinaus weiter in Kontakt zu bleiben und den intensiven und regelmäßigen Austausch fortzuführen. Aufgrund der Vielzahl der thematischen Aspekte erwägt die AIWG, weitere Roundtable zu Islamischen Bestattungen in Deutschland zu initiieren.
Über den AIWG-Roundtable
Der AIWG-Roundtable bietet eine Plattform für den intensiven, vertrauensvollen Austausch und die Entwicklung von Lösungen zu gesellschaftsrelevanten Fragen des Islams in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie hier.