Wege ebnen und Türen aufhalten. Mentee-Austauschtreffen mit Kübra Gümüşay
Das Mentee-Austauschtreffen Mitte Juni bot unseren Mentees die Gelegenheit, MENTi-Mentorin und Autorin Kübra Gümüşay kennenzulernen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Im Rahmen des AIWG Mentoring-Programms MENTi trafen Kübra Gümüşay und unsere Mentees am 16. Juni für einen inspirierenden Input und persönlichen Austausch zusammen. Der Austausch über ihren beruflichen Werdegang und ihr gesellschaftliches Engagement setzte bei den Mentees viele motivierende Impulse.
Eigene Themen setzen
Dr. Jan Felix Engelhardt, Geschäftsführer der AIWG und Catharina Iyer, MENTi Projektkoordinatorin, eröffneten das moderierte Gespräch mit Kübra Gümüşay.
Als Mentorin des MENTi Mentoring-Programms steht Kübra Gümüşay einer jungen Mentee aus dem zweiten Jahrgang beratend und unterstützend zur Seite. Bei dem Mentee-Austauschtreffen ermöglichte sie unseren Mentees Einblicke in ihre Entwicklung und in ihren persönlichen sowie beruflichen Werdegang als muslimische Frau in Deutschland, Journalistin, Autorin und Intellektuelle, sowie die damit verbundenen Hürden und Konsequenzen.
Auf die Frage, wie ihre Arbeit den Anfang nahm und sich bis heute entwickelte, teilte Kübra Gümüşay ein wichtiges und empowerndes Mantra mit unseren Mentees: „Nicht um Erlaubnis fragen.“ Schon oft habe man in der Vergangenheit versucht sie auf Islam-spezifische Themen zu reduzieren. Dies könne auch einigen Mentees begegnen. Wichtig sei es, sich das Recht zu nehmen, zu den Themen zu arbeiten, die einen selbst bewegen, jenseits von den Diskriminierungserfahrungen, denen man ausgesetzt sei. Eigene Themen und Rahmen für Diskurse und die eigene Arbeit zu setzen sei wichtig, um sich nicht ständig an den Themen und Gedanken anderer abzuarbeiten und darüber definiert zu werden. Bestes Beispiel für ihr selbst aufgestelltes Mantra ist sicher ihr Sachbuch „Sprache und Sein, in dem sie sich mit dem Wechselspiel zwischen Sprache, Sein, und Politik beschäftigt.
Mentor_innen als „Gate Opener“
Gümüşay, die seit vielen Jahren in der Öffentlichkeit steht und schreibt, betonte, dass sich die politische und öffentliche Landschaft im Vergleich zum Beginn ihrer Arbeit gewandelt habe. Heute sei es weiterhin wichtig, nicht ausschließlich von den bereits geebneten Wegen Gebrauch zu machen, sondern diese Wege zu „verbreitern“ und Türen für die nächsten hinter uns aufzuhalten.
In den Wendepunkten und Umbruchphasen ihres Lebens habe es Gümüşay an Mentor_innen gefehlt. Das sei etwas, was sie sich gewünscht hätte. Gümüşay hatte zwar die Möglichkeit, sowohl von positiven als auch negativen „Vorbildern“ zu lernen und in diesen Prozessen herauszufinden, was für ein Mensch sie sein möchte, aber eine Mentorin oder einen Mentor, der die eigenen Lebensrealitäten versteht und darauf eingeht, sei wichtig.
Umso wichtiger finde sie das MENTi Mentoring-Programm der AIWG und ihr Engagement als Mentorin.
Sich gegenseitig stärken
Ein wichtiges Stichwort des Austauschtreffens war die Frage nach der Balance zwischen dem Bewusstsein um Rassismus und Diskriminierung sowie der Aufrechterhaltung der eigenen Hoffnung. Eine Mentee wollte von Gümüşay wissen, woher sie Kraft und Energie schöpft, um diese Arbeit weiterzutragen.
Die Erinnerung daran, dass all die Ungerechtigkeiten und negativen Entwicklungen in der Welt von Menschenhand gemacht sind, könne helfen wahrzunehmen, dass wir als Menschen das Potential und die Möglichkeiten besitzen, die Gesellschaft in eine bessere Gesellschaft für alle zu verändern.
Abschließend gab die Mentorin unseren Mentees mit, wie wichtig Gemeinschaft und Freundschaft sind. Das Zusammenkommen und Zusammenarbeiten mit gleichgesinnten und geliebten Menschen sei wichtig, um immer wieder aufzutanken und sich gegenseitig zu stärken.
Über das Mentoring-Programm der AIWG
Aktuell betreut die AIWG drei Jahrgänge in ihrem Mentoring-Programm MENTi. Insgesamt konnten bereits 50 Tandems erfolgreich zusammengeführt werden.