„Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Korandidaktik und Bibeldidaktik?“
Martin Rothgangel, Professor für Religionspädagogik an der Universität Wien und Gastprofessor an der Universität Haifa, ist seit kurzem Forschungsfellow der AIWG Longterm-Forschungsgruppe Linked Open Tafsīr. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wo seine Forschungsschwerpunkte liegen, was ihn an der Mitarbeit im Projekt besonders reizt und welche Ziele er sich für sein interdisziplinäres Forschungsfellowship gesetzt hat.
1. Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Mein Name ist Martin Rothgangel. Seit März 2010 bin ich Professor für Religionspädagogik an der Universität Wien sowie seit 2018 auch Gastprofessor an der Universität Haifa. Zuvor hatte ich Professuren an der Pädagogischen Hochschule Weingarten sowie an der Universität Göttingen inne.
Meine Forschungsinteressen liegen im Dialog mit anderen Religionen, in der Reflexion des Dialogs mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen, und im Dialog mit anderen Fachdidaktiken sowie auf Formaten fachdidaktischer Forschung. Schwerpunkte meiner Forschung sind dabei unter anderem Antisemitismus und interreligiöses Lernen, das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaften sowie die Entwicklung einer allgemeinen Fachdidaktik. Daran wird deutlich, dass ein entscheidender Baustein meiner wissenschaftlichen Tätigkeit im interreligiösen und interdisziplinären Dialog liegt.
2. Bei welchem Projekt werden Sie als Fellow mitarbeiten?
Es ist mir eine große Freude, an der Longterm-Forschungsgruppe „Linked Open Tafsīr“ beteiligt zu sein. Ich freue mich vor allem auf die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Yaşar Sarıkaya sowie seinen Mitarbeiter_innen Déborah Kathleen Grün und Mehmet Soyhun, und auf die Erforschung der korandidaktischen und gemeindepädagogischen Aspekte dieses Forschungsprojekts.
3. Und was reizt Sie speziell an diesem Forschungsthema?
Aus religionspädagogischer Perspektive bin ich gespannt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Korandidaktik und Bibeldidaktik einerseits sowie einer christlichen und islamischen Gemeindepädagogik andererseits bestehen. Aus wissenschaftstheoretischer Perspektive wirft dies die Frage auf, ob bestimmte Unterschiede ein anderes Forschungsformat erfordern werden oder nicht.
Martin Rothgangel
Martin Rothgangel ist seit 2010 Professor für Religionspädagogik an der Universität Wien. Zusätzlich ist er seit 2018 auch Gastprofessor an der Universität Haifa. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Antisemitismus und interreligiöses Lernen sowie das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaften.
4. Was haben Sie sich für die ersten drei Monate Ihres Fellowships vorgenommen?
In einem ersten Schritt ist die vertiefte Beschäftigung mit der Koran- und Hadithdidaktik erforderlich. Das leitet unmittelbar zum zweiten Punkt über: Die Begleitung von Nachwuchswissenschaftler_innen und ihren Projekten bereitet mir Freude. Dabei geht es auch um ein vertieftes Kennenlernen der jeweiligen Projekte, so dass auf dieser Basis eine fruchtbare Zusammenarbeit entstehen kann. Ausgesprochen hilfreich sind dafür unsere monatlichen Treffen.
5. Auf welche Forschungsfragen hätten Sie nach Ende Ihres Fellowships gerne eine Antwort?
Wie bereits angemerkt, will ich untersuchen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Korandidaktik und Bibeldidaktik bestehen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die religionspädagogische Forschung im Sinne etablierter religionspädagogischer Forschungsformate erfolgen kann oder ob diese angepasst werden müssen. Auf diese beiden Fragen hätte ich gerne am Ende des Fellowships eine Antwort. In jedem Fall wird in der abschließenden gemeinsamen Buchpublikation eine Bilanz dieses wegweisenden Projekts gezogen werden können.
Über die Longterm-Forschungsgruppe Linked Open Tafsir
In der Longterm-Forschungsgruppe der AIWG arbeiten Wissenschaftler_innen der Standorte Frankfurt am Main, Gießen und Berlin zusammen. Ziel ist es eine online abrufbare Datenbank frühislamischer exegetischer Überlieferungen zu erstellen. Gleichzeitig soll eine solide Forschungsgrundlage für wissenschaftliche Überlegungen zur Offenbarungsdynamik des Korans in der frühen Exegese geschaffen werden. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.