Wie präsent sind Muslim_innen in deutschen Rundfunkräten und im Mediensystem?
Die AIWG veranstaltete Mitte November ihren sechzehnten Roundtable unter dem Titel „Muslime in deutschen Rundfunkräten. Repräsentanz im deutschen Mediensystem“. Es war der vierte digitale Roundtable der AIWG, an dem 19 Wissenschaftler_innen, Journalist_innen und Akteur_innen aus der muslimischen und christlichen Zivilgesellschaft teilnahmen. Diskutiert wurden über Möglichkeiten und Herausforderungen muslimischer Repräsentanz in deutschen Rundfunkräten.
Der Roundtable startete mit einem Impuls des Medienwissenschaftlers Dr. Tim Karis vom Centrum für Religionswissenschaftliche Studien an der Ruhr-Universität Bochum. In seinem Impulsvortrag erwähnte der Medienwissenschaftler, dass die Staatsverträge mit den jeweiligen Rundfunkanstalten Glaubensgemeinschaften einen rechtlichen Anspruch auf eine Mitgliedschaft im Rundfunkrat und auf Sendezeit einräumen. Dies gilt etwa für die beiden großen Kirchen und jüdische Gemeinden. Muslim_innen und andere Minderheiten blieben in diesen Staatsverträgen hingegen meist unerwähnt. Der Ausdruck „anerkannte Religionsgemeinschaften“ (BR) oder „bedeutsame Religionsgemeinschaften“ (RBB) in den jeweiligen Staatsverträgen erschwere zudem die Bestimmung der in Frage kommenden Religionsgemeinschaften in den Aufsichtsgremien. Hier bedarf es einer klaren Definition des Drittsenderrechts, um auch den Forderungen des Rundfunkbeitrags gerecht zu werden.
Einig waren sich alle Teilnehmenden darüber, dass die Aufnahme von Muslim_innen und anderer gesellschaftlich relevanter Gruppen in deutschen Rundfunkräten vonnöten ist. Denn die Diversität der deutschen Bevölkerung sollte sich auch in der personellen Zusammensetzung der Rundfunkräte widerspiegeln.
Muslim_innen im deutschen Mediensystem sollten Normalität sein
Die Teilnehmenden diskutierten abschließend darüber, ob Muslim_innen bereit dazu wären, in deutschen Rundfunkräten mitzuwirken, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Einige Teilnehmende kritisierten, dass es innerhalb der muslimischen Gemeinschaft sowohl an medienrechtlichen Kompetenzen als auch an Interesse am Thema „Rundfunkbeirat“ fehle. Abhilfe könnten hier Netzwerke für den gemeinsamen Austausch schaffen. Auch müsse die Forschung zu diesem Thema vorangetrieben werden, um die aktuelle Lage zu erfassen und mögliche Lösungsansätze vorzuschlagen. Des Weiteren seien muslimische Religionsgemeinschaften mit der Herausforderung konfrontiert, eine Person zu bestimmen, die die Vielfalt innerhalb der muslimischen Gesellschaft repräsentiere.
Letztendlich waren sich die Teilnehmenden einig, dass Muslim_innen im deutschen Mediensystem zur Normalität werden müssen.
Über den AIWG-Roundtable
Der AIWG-Roundtable bietet eine Plattform für den intensiven, vertrauensvollen Austausch und die Entwicklung von Lösungen zu gesellschaftsrelevanten Fragen des Islams in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie hier.