Wie und warum engagieren sich junge Muslim_innen?
Was zeichnet muslimisches Engagement aus? In welchen Bereichen engagieren sich Muslim_innen? Und gibt es Studien zu zivilgesellschaftlichem Engagement von Muslim_innen in Deutschland? Diese und weitere Fragen haben unsere Mentees mit Dr. Raida Chbib, Geschäftsführerin der AIWG, beim digitalen Mentee-Austauschtreffen am 26. Januar 2022 diskutiert.
Ob in der Moschee, in der Flüchtlingshilfe oder im Nachbarschaftszentrum, junge Muslim_innen sind häufig und mehrheitlich zivilgesellschaftlich engagiert. Das zeigen verschiedene Studien, unter anderem des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe in Kooperation mit dem SINUS-Institut Berlin. Darin heißt es: 61 Prozent der rund 700 in der Stichprobe befragten bildungsnahen Muslim_innen im Alter von 14 bis 34 Jahren sind zivilgesellschaftlich engagiert, die meisten von ihnen rein ehrenamtlich.
Doch was unterscheidet nun das Engagement von Muslim_innen für soziale Themen vom Engagement anderer junger Erwachsener? Darüber diskutierten unsere Mentees lebhaft mit der AIWG-Geschäftsführerin, die unterstrich, dass das Engagement junger Muslim_innen überwiegend altruistisch motiviert sei. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Studie aus Karlsruhe. Die drei wichtigsten Gründe, sich sozial zu engagieren, seien:
- etwas Gutes tun zu wollen (88 Prozent),
- religiöser Glaube (81 Prozent)
- die Gesellschaft im Kleinen mitzugestalten (79 Prozent).
Dr. Raida Chbib zeigte zudem auf, dass die Mehrheit der engagierten Muslim_innen in einer institutionell verfassten religiösen Einrichtung, im sozialen Bereich und/oder in der außerschulischen Jugendarbeit oder Bildungsarbeit aktiv sind. Diese zivilgesellschaftliche Arbeit in Moscheeverbänden oder mit einer organisatorischen Anbindung an einen muslimischen Dachverband könne daher auch als muslimisches Engagement gefasst werden. Allerdings bleibe dieses Engagement nicht auf die muslimischen Gemeinden beschränkt, sondern ist oft nur der Ausgangspunkt für weiteres und vielfältiges Wirken, beispielsweise im Bereich Umwelt, Sport, oder Katastrophenschutz.
Zivilgesellschaftliches Engagement von Muslim_innen stärkt demokratische Strukturen
Doch was wird durch das Engagement von Muslim_innen gewonnen? Warum ist es wichtig, muslimisches zivilgesellschaftliches Engagement in den Blick zu nehmen und die Potenziale anzusprechen? Dr. Raida Chbib führte hierbei an, dass das soziale Engagement von Muslim_innen zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe führe und so die Demokratie stärke. Aber dafür müsste muslimisches Engagement noch deutlich sichtbarer werden. Eine Lösung wäre, bestehende Strukturen außerhalb der muslimischen Organisationen, Verbände und Initiativen für sich fruchtbar zu machen und sich stärker zu vernetzen.
Durch das Austauschtreffen mit Dr. Raida Chbib konnten die Mentees einen guten Überblick über das Themenfeld des muslimischen zivilgesellschaftlichen Engagements, und seine Relevanz erhalten, Gedanken und Assoziationen dazu entwickeln und ihr eigenes Engagement reflektieren. Hier setzt das MENTi Mentoring-Programm an: Engagierte Persönlichkeiten vernetzen, ihre Expertise sichtbar machen und durch den gemeinsamen Austausch weiter professionalisieren.
Über das Mentoring-Programm der AIWG
Aktuell betreut die AIWG drei Jahrgänge in ihrem Mentoring-Programm MENTi. Insgesamt konnten bereits 50 Tandems erfolgreich zusammengeführt werden.
Mehr über das Mentoring-Programm der AIWG: https://aiwg.de/transferformate