MENTi Austauschtreffen zu Vielfalt in der Schule
Das Lehramtsstudium sowie die berufliche Laufbahn im Schulwesen betrifft einige unserer Mentees. Emine Kır aus dem ersten Jahrgang des AIWG Mentoring-Programms ermöglichte uns einen Einblick und eine anregende Diskussion zu Vielfalt im Schulwesen.
Im Rahmen des AIWG Mentoring-Programms MENTi tauschten sich unsere Mentees am 20. Januar 2021 zu dem Thema „Vielfalt an Schulen“ aus. Zunächst hielt unsere Mentee Emine Kır einen Impulsvortrag, bei dem sie auf sprachliche, religiöse und kulturelle Vielfalt an deutschen Schulen, sowie auf die Erfahrungen von Lehrkräften mit Zuwanderungsgeschichte einging. Als Referendarin für den Deutsch- und Türkischunterricht an einer Gesamtschule, konnte Emine Kır sowohl die theoretischen Arbeiten zu dem Thema, als auch die Erfahrungspraxis für den gemeinsamen Austausch zugänglich machen.
Das Potential der Vielfalt
Emine Kır fokussierte sich in ihren Ausführungen vor allem auf Nordrhein-Westfalen. In der Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach drücke sich die Anerkennung der religiösen Vielfalt der deutschen Gesellschaft aus. Bei etwa 2,2 Millionen Schüler_innen, von denen 436.000 der islamischen Konfession angehören, sei dies ein wichtiger Schritt für die Wertschätzung der religiösen Vielfalt in der Gesellschaft. Doch Kır betonte, dass das Fach islamischer Religionsunterricht nicht ausschließlich als eine Form der Anerkennung und Wertschätzung religiöser Vielfalt zu denken sei.
In der Evaluation der wissenschaftlichen Begleitung des Schulfaches in NRW seien Wissenschaftler_innen zu der Erkenntnis gekommen, dass die Urteils- und Toleranzkompetenz der Schüler_innen deutlich und nachweislich gestiegen sei. So gaben mehr als 66 Prozent der Schüler_innen an, dass sie mehr über andere Religionen lernen möchten.
Neben der religiösen Vielfalt spiele auch der Umgang mit sprachlicher Vielfalt an Schulen eine besondere Rolle. In ihrem Input ging Emine Kır auch auf die Hürden in der Förderung von sprachlicher Vielfalt ein. Etwa die gesellschaftliche und politische Ungleichbewertung von Sprachen, die als „nicht bildungsrelevant“ kategorisiert werden, oder die schlichtweg nicht versetzungsrelevant sind.
Dabei müsse sowohl religiöse, als auch migrationsbedingte Mehrsprachlichkeit und herkunftssprachlicher Unterricht als Potential anerkannt und entsprechend gefördert werden. Immerhin, so Kır, ist die Achtung und Förderung von Mehrsprachigkeit sowohl im Schul-, als auch im Integrationsgesetz verankert.
Im zweiten Teil ihres Inputs ging unsere Mentee dann schließlich auf die aktuellen Studien zu Lehrkräften mit Zuwanderungsgeschichte ein. Mit Verweis auf die Wissenschaftler_innen Karakaşoğlu und Fereidooni erwähnte sie unter anderem die Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen, die Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte machen.
Lehrkräfte mit eigener Zuwanderungsgeschichte können eine entscheidende Rolle im Bildungsweg von Schüler_innen mit Zuwanderungsgeschichte spielen. Etwa als positive Vorbilder, als Ansprechpersonen für die Eltern, als auch durch das besondere Engagement für den Bildungserfolg eben jener Schüler_innen.
Angeregt durch diesen informativen Vortrag diskutierten unsere Mentees über Bildungs- und Chancengleichheit, über Rassismen in Bildungsinstitutionen und die vielfältigen Möglichkeiten, die mit der angemessenen und gleichwertigen Förderung von religiöser, kultureller und sprachlicher Vielfalt einhergeht.
Über das Mentoring-Programm der AIWG
Aktuell betreut die AIWG drei Jahrgänge in ihrem Mentoring-Programm MENTi. Insgesamt konnten bereits 50 Tandems erfolgreich zusammengeführt werden.