Rassismus und Diskriminierung intersektional denken
– für Antirassismus sensibilisieren
Rassismus und Diskriminierung intersektional denken
– für Antirassismus sensibilisieren
Diskriminierung ist ein alltägliches gesamtgesellschaftliches Problem, das sich auf vielfältige Art und Weise zeigt. Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit erschweren nicht nur die gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen, sondern sie gefährden auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wie kann subtilen Formen von Alltagsrassismus begegnet, Betroffenen gegenüber Solidarität demonstriert und Hilfe aufgezeigt werden? Mit verschiedenen Transferprogrammen bringt die AIWG Vertreter_innen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu den Facetten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zusammen, vertieft den Austausch und unterstützt die Vernetzung zwischen Praxisakteur_innen und Wissenschaftler_innen. Fokus zahlreicher Projekte an der AIWG ist es, für Themen wie Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus zu sensibilisieren, auf intersektionale Diskriminierung aufmerksam zu machen, Empowerment Strategien aufzuzeigen und dabei zu einer inklusiveren und diskriminierungsfreieren Gesellschaft beizutragen.
Sensibilisierung, Aufklärung und Ermächtigung stehen im Mittelpunkt verschiedener Transferformate und unterschiedlicher Projekte:
Die Themen Islamfeindlichkeit (grundsätzliche und fundamentale Ablehnung des Islam als Religion) und antimuslimischer Rassismus (Diskriminierung, Ausgrenzung und Herabwürdigung von Muslim_innen aufgrund einer angenommenen Andersartigkeit) sind an der AIWG Gegenstand zahlreicher digitaler Diskussionsrunden und Roundtables. Mit Wissenschaftler_innen, Vertreter_innen aus Politik und Akteur_innen aus der muslimischen Zivilgesellschaft werden Ursachen von und Strategien gegen Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus ausgetauscht. Wissenschaftliche Konzepte zu Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus sowie strukturelle Gemeinsamkeiten und Singularitäten antisemitischer und antimuslimischer Diskriminierungsformen werden dabei ebenso diskutiert wie Möglichkeiten einer besseren Zugänglichkeit und Nutzbarmachung der Konzepte für Akteur_innen aus Medien, Behörden und Antidiskriminierungsinitiativen.
Im Fokus steht die Versachlichung der Debatten, die Schaffung von Räumen, die eine Diskussion kritischer Themen ermöglicht und und das Gelingen einer besseren Verzahnung von Praxis und Wissenschaft.
Die Grundlage fundierter Debatten über die Diskriminierung und Ausgrenzung von Muslim_innen bilden aussagekräftige Daten, um die Gründe und Motive für Hasskriminalität und Übergriffe auf Moscheen analysieren zu können. Ein Roundtable der AIWG befasste sich daher mit der Erfassung islamfeindlicher Straftaten in der polizeilichen Kriminalstatistik. Das Resümee: mehr Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit in den Moscheegemeinden und in der Polizei ist weiterhin notwendig.
Wie konkrete Bedarfe aus der Praxis an die Wissenschaft aussehen, verdeutlicht die Debatte innerhalb des AIWG-Roundtables zur Inklusion von Menschen mit Behinderung(en).Die Diskussionsteilnehmenden stellten die Bedeutung der Inklusionssensibilität als eine grundsätzliche Kompetenz in der Ausbildung von Lehrkräften für (islamischen) Religionsunterricht, in der Ausbildung von Personal innerhalb muslimischer Religionsgemeinschaften und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe heraus. Der Austausch zwischen Praxisakteur_innen und wissenschaftlichen Vertreter_innen der ITS eröffnet neue Perspektiven der Zusammenarbeit. Wie Inklusion und barrierefreie Kommunikation bei Hörbeeinträchtigung aussieht, erfuhren Mentees und AIWG-Praxisfellows mit einem Gebärdenchor und einer Gebärdendolmetscherin beim AIWG Alumni Treffen.
Als Ergebnis des AIWG-Roundtables zur Wahrnehmung und Einordnung des Gesetzes zur Neuregelung des äußeren Erscheinungsbilds von Beamt_innen entstand das AIWG-Dossier: „Gesetzliche Neuregelung des äußeren Erscheinungsbilds und mögliche Folgen für muslimische Beamt_innen?“. Maryam Kamil Abdulsalam beleuchtet darin den Prozess bis zur Verabschiedung des Gesetzes und hinterfragt die einzelnen Regelungen. Dass dem Gesetz eine islam-/muslimfeindliche Haltung und Absicht zugrunde liege, wie dies neben Einzelakteur_innen etwa von muslimischen Verbänden und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen befürchtet wurde, könne aus dem Gesetz nicht abgeleitet werden. Die gesetzliche Neuregelung verursache dennoch mehr Unsicherheit, als dass sie Rechtssicherheit schaffe.
Die AIWG unterstützt gesellschaftlichen Zusammenhalt durch die Zusammenführung von Wissenschaft und Praxis und der Förderung von Praxisakteur_innen und deren Projekte.
Erkan Inan erarbeitete mit seinem Praxisprojekt „JÜMIDI. Jüdisch-muslimischer Dialog in München“ beispielsweise ein Best-Practice-Beispiel für interreligiösen Dialog. Mit dem AIWG-Dialogprojekt „plugether“ werden junge engagierte Persönlichkeiten, die sich gemeinsam für mehr Teilhabe und Miteinander und gegen Ausgrenzung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzen wollen zusammengebracht. Es werden ihnen sowohl neue Möglichkeiten des Austausches als auch Wege aufgezeigt, ihre Interessen und Ziele gemeinsam umzusetzen.
Soufeina Hamed greift in ihrem AIWG-Praxisfellowship: „Slices of Life – Kurzgeschichten für eine inklusive Gesellschaft“, die Themen Rassismus und Diskriminierung auf. Mithilfe von Comic-Kurzgeschichten verdeutlicht Hamed subtile Formen von Alltagsrassismus und zeigt Möglichkeiten auf, wie gegenüber Betroffenen Solidarität gezeigt werden kann. Neben antimuslimischen Rassismus nimmt Hamed ebenso Formen des muslimischen Rassismus in den Blick. Ihre Perspektiven beinhalten Tipps zum sensiblen Umgang mit von Rassismus Betroffenen.
Der Lebensrealität von queeren Muslim_innen und deren Diskriminierungserfahrungen widmet sich Atahan Demirel. Im Rahmen seines AIWG-Praxisfellowships setzte er sich mit den Problemen und Herausforderungen queerer muslimischer Personen auseinander. Er interviewte queere Muslim_innen und trug die Ergebnisse in einem AIWG Dossier zusammen. Dabei stellt er fest, dass sich queere Muslim_innen häufig Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt sehen. Neben Queerfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus seitens der deutschen Mehrheitsgesellschaft sehen sie sich meist auch mit Ressentiments innerhalb muslimischer Communitys konfrontiert.
Hier finden Sie eine Auswahl unserer Publikationen und digitalen Inhalte zum Themenbereich.
14. Mai 2019
Die AIWG hat am 24. April in den Räumlichkeiten der Goethe-Universität Frankfurt ihren sechsten Roundtable abgehalten. Das Thema lautete „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Wie kann Antisemitismus und Islamfeindlichkeit gemeinsam begegnet werden?“. Initiator des Roundtable war der Zentralrat der Muslime in Deutschland. Vertreterinnen und Vertreter aus der muslimischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft, dem jüdischen Museum Frankfurt und der Antidiskriminierungsarbeit diskutierten das Verhältnis und die Vergleichbarkeit antisemitischer und antimuslimischer Ressentiments.
27. März 2019
Am 25. März 2019 veranstaltete die AIWG einen Roundtable zum Thema „Islamfeindlichkeit, Islamophobie, antimuslimischer Rassismus“. Vertreter_innen aus der muslimischen Zivilgesellschaft, Antidiskriminierungsarbeit sowie aus der Politik und Wissenschaft kamen in den Räumen der Goethe-Universität Frankfurt zusammen, um sich über Islam- und Muslimfeindlichkeit in Deutschland auszutauschen.
25. April 2023
Wie sieht Inklusion und Barrierefreiheit bei Hörbeeinträchtigungen aus? Welche unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten gibt es und was ist unter „Gehörlosenkultur“ zu verstehen? Und wie kann eine barrierefreie Kommunikation gelingen?