AIWG-Roundtable zu Antisemitismus und Islamfeindlichkeit
Die AIWG hat am 24. April in den Räumlichkeiten der Goethe-Universität Frankfurt ihren sechsten Roundtable abgehalten. Das Thema lautete „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Wie kann Antisemitismus und Islamfeindlichkeit gemeinsam begegnet werden?“. Initiator des Roundtable war der Zentralrat der Muslime in Deutschland. Vertreter_innen aus der muslimischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft, dem jüdischen Museum Frankfurt und der Antidiskriminierungsarbeit diskutierten das Verhältnis und die Vergleichbarkeit antisemitischer und antimuslimischer Ressentiments.
Nach einem einführenden Impulsvortrag unseres Koordinators für Wissenschaftsformate, Dr. Achim Rohde, über die historische Verflechtung antijüdischer bzw. antisemitischer und antimuslimischer Diskriminierungsformen, waren sich die Teilnehmenden darüber einig, dass die Singularität der Shoa nicht mit aktuellen islamfeindlichen Tendenzen vergleichbar ist. Jedoch gebe es, historisch betrachtet, durchaus strukturelle Gemeinsamkeiten. Wie Jüdinnen und Juden im Kontext voremanzipatorischer Debatten des späten 18. Jahrhunderts, sähen sich Musliminnen und Muslime heute mit dem Bild des rückständigen Anderen konfrontiert, dessen Integrationsfähigkeit angezweifelt wird.
Daher wären jüdisch-muslimische Allianzen notwendig, um Antisemitismus und Islamfeindlichkeit gemeinsam zu begegnen. Schwierigkeiten ergeben sich hier vor allem mit Blick auf das Thema Nahostkonflikt. Unter den Teilnehmer_innen des Roundtables entspann sich eine Diskussion, inwiefern es sinnvoll und möglich sei, dieses Thema im Interesse eines gemeinsamen Kampfes gegen Diskriminierung im heutigen Deutschland auszuklammern. Einigkeit bestand darüber, dass zukünftig verstärkt das Gespräch mit Vertreter_innen jüdischer Gemeinden und Organisationen gesucht werden müsse.
Zur Versachlichung der Debatte müssten nicht nur Vertreter_innen der Wissenschaft und den Religionsgemeinschaften, sondern auch Akteur_innen der Medien und Politik zusammenkommen. Das gesellschaftliche Klima erschwere eine konstruktive Diskussion, deshalb bestehe die Notwendigkeit, Räume zu schaffen, in denen Probleme, auch zwischen den jüdischen und muslimischen Bevölkerungsgruppen, offen und lösungsorientiert angesprochen werden könnten.
Der AIWG-Roundtable bietet eine Plattform für den intensiven, vertrauensvollen Austausch und die Entwicklung von Lösungen zu gesellschaftsrelevanten Fragen des Islams in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie hier.