Islamische Theologie studiert – und dann?! – AIWG veranstaltet erstes digitales ALUMNi- Austauschtreffen
Wie gestaltet sich der Übergang vom Studium der Islamischen Theologie in den Beruf? Und wie klappt der Einstieg in die Arbeitswelt? Mit diesen und anderen Fragen haben sich unsere Alumni_ae, darunter ehemalige Mentees und AIWG-Praxisfellows, zusammen mit Erkin Calisir und Christina Lux am 30. Mai 2022 beim ersten digitalen Austauschtreffen für Alumni und Alumnae beschäftigt. Nach einer kurzen Vorstellung der vorläufigen Ergebnisse der AIWG-Verbleibstudie „Berufsfeld Islam“ hatten unsere Alumni_ae die Gelegenheit, ihre persönlichen Erfahrungen zu teilen.
Mithilfe quantitativer als auch qualitativer Befragungen untersuchen die wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Verbleibstudie, Erkin Calisir, ehemals Mentee, und Christina Lux, den Werdegang von Absolventen_innen der Islamischen Theologie und Religionspädagogik. Neben der Frage, wo ihr Studienabschluss die Befragten hinführte, widmet sich die Studie auch jenen Faktoren, die ausschlaggebend für einen erfolgreichen Berufseinstieg der Absolventen_innen gewesen sind.
Persönliche Netzwerke schaden nur dem, der keine hat
Als bedeutende Erfolgsfaktoren für ihren Berufseinstieg benannten die befragten Absolventen_innen der Islamischen Theologie laut Erkin Calisir und Christina Lux studienbegleitende Tätigkeiten sowie den Aufbau eines persönlichen Netzwerks. Wie in vielen anderen Studienfächern auch, machen viele Studierende der Islamischen Theologie im Laufe ihres Studiums die Erfahrung, dass oftmals praxisorientierte Kompetenzen für den Berufseinstieg dringend notwendig sind. In vielen Fällen bereiteten jedoch weder Studieninhalte noch –lehrpläne die Studierenden auf den Start ins Arbeitsleben vor. Oft sind es Verwandte, Freund_innen und Lehrende, die eine wichtige Vorbild- und Orientierungsfunktion, quasi in Funktion eines Mentors oder einer Mentorin, übernehmen.
Befragte, die nicht auf derartige Ressourcen zurückgreifen konnten, fühlten sich hingegen oftmals nicht ausreichend qualifiziert und versuchten, durch die Fortsetzung ihrer akademischen Ausbildung oder einer beruflichen Umorientierung den Berufseinstieg zu schaffen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde ebenfalls als mögliche Herausforderung genannt. Aus der quantitativen Untersuchung ging hervor, dass dieser Aspekt sowohl für weibliche als auch für männliche Absolvent_innen eine nahezu gleichwichtige Rolle spielt. Dennoch wurde die Problematik von weiblichen Befragten in den Online-Interviews in der Regel deutlich früher und häufiger thematisiert. Eine mögliche Erklärung hierfür könnten die allgegenwärtigen und teilweise widersprüchlichen Erwartungshaltungen und Vorurteile sein, mit denen sich Frauen, und insbesondere muslimische Frauen in ihrer Lebensrealität konfrontiert sehen.
Die Beobachtungen der beiden Wissenschaftler_innen der Verbleibstudie deckten sich auch mit den persönlichen Erfahrungen unserer Alumni_ae. In der Schilderung eigener Erfahrungen sahen unsere Alumni_ae den Aufbau eines persönlichen Netzwerks und eine Qualifizierung über die Studieninhalte hinaus ebenfalls als bedeutend an. Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen sowie Druck innerhalb der eigenen Familie waren laut unseren Alumni_ae mögliche hinderliche Faktoren bei der beruflichen Orientierung.
Abschließend setzten sich unsere Alumni_ae mit der Erwartungshaltung von Studierenden an das Studium der Islamischen Theologie auseinander und diskutierten darüber, inwieweit eine stärkere Vorbereitung auf den Berufseinstieg ins Studium integriert werden sollte und wie sich dies umsetzen ließe. Könnte beispielsweise die Vermittlung praxisorientierter Kompetenzen mithilfe von Wahlmodulen besser im Curriculum verankert werden? Oder müssten Angebote zur Weiterbildung und Orientierung, insbesondere an Bildungsaufsteiger_innen, einfach nur besser kommuniziert werden? Vor diesen Herausforderungen steht natürlich nicht nur die Islamische Theologie mit ihren Absolvent_innen. Dennoch betonten sowohl unsere Alumni_ae als auch die beiden wissenschaftlichen Mitarbeitenden an der Verbleibstudie die Dringlichkeit und Notwendigkeit eines Lösungsansatzes.
Über die ALUMNi-Arbeit der AIWG
Die AIWG hat mit ihrem MENTi Mentoring Programm mehr als 50 Tandems erfolgreich zusammengeführt. Mit ihrer ALUMNi-Arbeit bringt die AIWG die Absolvent_innen des MENTi Mentoring-Programms auch nach ihrer Mentoringzeit zusammen.
Ziel ist es, ein bundesweites und nachhaltiges Netzwerk von zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Expert_innen zu schaffen und gemeinsam Visionen für die Gesellschaft zu entwickeln.
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