Juli-Workshop widmet sich Islamischem Religionsunterricht und Islamischer Religionspädagogik
Der Juli begann für die AIWG mit ihrem vierten Workshop zum zehnjährigen Jubiläum der islamisch-theologischen Studien. Der digitale Workshop hat den aktuellen Forschungsstand zum islamischen Religionsunterricht genauer unter die Lupe genommen.
Am 1. und 2. Juli hat die AIWG ihren vierten digitalen Workshop ausgerichtet. Zwei Tage lang drehte sich alles um den Islamischen Religionsunterricht (IRU) und die Religionspädagogik (IRP) in Deutschland. Dr. Fahimah Ulfat, die den zweitägigen Workshop leitete, eröffnete diesen mit einer Bestandsaufnahme. So sei die IRP eine wissenschaftliche Disziplin, die nicht zum klassischen Kanon der islamisch-theologischen Disziplinen gehöre, sie könne also nicht auf eine lange Tradition zurückblicken. „Freilich gibt es auch in der muslimischen Geschichte eine pädagogische Tradition. Diese Tradition muslimischer Bildungslehren kann als Vorgängerin und Inspirationsquelle der modernen IRP gesehen werden, ist aber natürlich nicht mit ihr als einer wissenschaftlichen Disziplin vergleichbar“, schloss Prof. Dr. Ulfat.
Religiöse Bildung stellt in der IRP den Menschen als Subjekt in den Fokus und zielt auf die Selbstwerdung und Selbstbildung durch Anregung ab. Die Podiumsdiskussion im ersten Panel ließ keinen Zweifel daran, dass der IRU in erster Linie Kompetenzen wie Reflexionsfähigkeit und religiöse Mündigkeit vermitteln soll und nicht nur religiöses Wissen. Das Ziel ist es also nicht, Gläubige aus den Kindern und Jugendlichen zu machen, sondern selbstbestimmte Subjekte.
Fachdidaktik muss weiterentwickelt werden
Damit dies möglich ist, gibt es einige Wege, die noch abgesteckt werden müssen und einige Schritte, die davor und danach notwendig sind. So fehle es laut diverser Redner_innen des Workshops an einer aussagekräftigen Erforschung der Zielgruppe. Was sind die konkreten Bedarfe von muslimischen Schüler_innen, welche Hintergründe, Voreinstellungen und -kenntnisse bringen sie mit? Solche Daten müssten auch über die Lehrenden erhoben werden. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Ziele, Inhalte und Qualitätsmerkmale vereinheitlicht werden sollten, damit verlässliche Aussagen über die Wirkung und Funktion des IRU getroffen werden können.
Schließlich gebe es noch Entwicklungsbedarf in der Fachdidaktik. Hier fehle es an Ansätzen und Methoden, die die oben genannten Ziele bedarfsgerecht erreichen können. Zwar gebe es bereits Ansätze einer Symbol-, Propheten-, Koran- und Hadithdidaktik, allerdings steckten diese laut Prof. Dr. Ulfat noch in den Kinderschuhen.
Erste Anläufe, die oben genannten Fragen und Ansätze zu erforschen, gibt es bereits. Einige davon wurden im Workshop vorgestellt.
Besonders spannend war das Panel von Prof. Dr. Constantin Wagner (Uni Mainz) und Dr. Anna Körs (Uni Hamburg). Die beiden Wissenschaftler_innen stellten die Ergebnisse ihrer empirischen und interdisziplinären Studie vor, die sie im Rahmen der einjährigen AIWG Projektwerkstatt „Islamischer Religionsunterricht in Deutschland im Spiegel empirisch-interdisziplinärer Forschung“ erarbeitet haben.
Mehr über die Rahmenbedingungen des Islamischen Religionsunterrichts in Deutschland und aktuelle Zahlen dazu können übrigens in unserer AIWG-Expertise nachgelesen werden. Autor_innen, der Anfang des Jahres veröffentlichte Expertise, sind Prof. Dr. Fahimah Ulfat, Dr. Jan Felix Engelhart und Esra Yavuz. Die Publikation kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
#10jahreITS
Der nächste Workshop zum zehnjährigen Jubiläum der islamisch-theologischen Studien in Deutschland findet am 9. und 10. September unter der Leitung von Dr. Mansooreh Khalilizand, Universität Münster, statt. Das Programm wird in Kürze bekanntgegeben. Anmeldungen sind bereits möglich unter: https://aiwg.de/digitale_workshopreihe_10jahre_its/#Anmeldung
Ausgewählte Programmpunkte der einzelnen Workshops veröffentlicht die AIWG sukzessive auf ihrem YouTube-Kanal. Einzelne Panels und Diskussionen der Workshops vom März können bereits hier nachgeschaut werden.