AIWG veranstaltet Roundtable zu „Islam im Bild“
Die AIWG hat am 19. April unter dem Titel „Islam im Bild – Fotografien von Islam und Muslim_innen in deutschen Medien“ ihren neunzehnten Roundtable veranstaltet. Der Roundtable erfolgte auf Anregung des Fotojournalisten und AIWG Praxisfellows Julius Matuschik. An dem mittlerweile siebten digital durchgeführten Roundtable nahmen 18 Medienvertreter_innen, Fotograf_innen, Wissenschaftler_innen sowie Akteur_innen aus der muslimischen Zivilgesellschaft teil.
Nach der Begrüßung durch die AIWG und Julius Matuschik als Initiator des Roundtable, begann dieser mit einem Kurzimpuls der Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Horz-Ishak von der TH Köln.
In ihrer Präsentation zum Forschungsstand zu Medienbildern von Islam und Muslim_innen stellte sie heraus, dass der Bildjournalismus seit Jahren einseitig auf bestimmte ereigniszentrierte Themen fokussiert sei. Die entsprechende Auswahl von Bildmotiven etabliere langfristige visuelle Stereotype, durch die sich sehr ausschnitthaft bestimmte Formen der öffentlichen Wahrnehmung verfestigten.
Sie führte vier Konstruktionsprinzipien an, die in der Berichterstattung zu Islam und Muslim_innen immer wieder zu finden seien.
Die Darstellung:
- von Muslim_innen als Terrorist_innen und Gewalttäter_innen
- des Islams als Bedrohung
- von Muslim_innen als Opfer von Gewalt und Unterdrückung
- einer angeblichen kulturellen Andersartigkeit von Muslim_innen im negativen Sinne
In der folgenden Diskussion zeigte sich, dass in den Bildredaktionen das Problem zwar erkannt wurde, und über freie Initiativen und in Projekten mancherorts auch angegangen werde. Dennoch bestünden gerade bei Symbolbildern nach wie vor Probleme durch eine stigmatisierende Bildauswahl.
Symbolbilder bleiben ein Problem
Auf die Chancen und Risiken von Symbolbildern ging die freie Bildredakteurin und Dozentin für Bildredaktion Nadja Masri in ihrem Kurzimpuls ein.
Symbolbilder würden häufig nicht den konkreten Sachverhalt darstellen oder verdeutlichen. Dies wurde anhand mehrerer Beispiele verdeutlicht. Als Gründe für unzureichende Bebilderung nannte Masri unter anderem eine Entindividualisierung durch falsch ausgewählte Symbolbilder, geringe Budgets in vielen Bildredaktionen sowie in Teilen fehlende Fachkompetenz. Die Bildebene der Berichterstattung beeinflusse hierbei teilweise die Textebene. So berichtete eine Diskussionsteilnehmerin von einem Interviewerlebnis. Während der Bericht auf der Textebene ausgewogen und differenziert gewesen sei, sei das ausgewählte Symbolbild zur Bebilderung des Interviews jedoch negativ stereotypisierend gewesen und hatte keine inhaltliche Verbindung zum Bericht.
Sowohl aus den beiden Impulsen als auch aus der gemeinsamen Diskussion ergaben sich eine Reihe von möglichen Lösungsansätzen.
Mögliche Lösungsansätze:
- Mehr Aufklärung und Sensibilisierung in den Redaktionen im Umgang mit dem Thema
- Mehr partizipatorische Bildberichterstattung und Bildauswahl. Das heißt, die gesellschaftliche Vielfalt sollte sich auch in den Redaktionen widerspiegeln.
- Innerhalb der Bildberichterstattung und bei der Bildauswahl sollten Muslim_innen nicht immer nur auf eine Identität („religiöses Stigma“) reduziert werden. Stattdessen sollte die Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland abgebildet werden.
- Mehr Bilddatenbanken, in denen Bildmaterial zu den verschiedenen Lebensrealitäten von Muslim_innen angeboten wird
- Dialog- und Austauschforen zwischen Wissenschaftler_innen, Journalist_innen, Fotografin_innen und muslimischen Kunstschaffenden und Aktivist_innen ermöglichen und etablieren
- Mehr Forschung zum Thema, um eine bildjournalistische Ethik der Berichterstattung zu erarbeiten
Die Teilnehmer_innen des Roundtable waren sich einig, dass ein weiterer intensiver Austausch erforderlich sei. Die AIWG bot an, gemeinsam mit den Teilnehmer_innen über weitere Gesprächsmöglichkeiten zu beraten.
Über den AIWG-Roundtable
Der AIWG-Roundtable bietet eine Plattform für den intensiven, vertrauensvollen Austausch und die Entwicklung von Lösungen zu gesellschaftsrelevanten Fragen des Islams in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie hier.