Inklusion als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Am 30. Mai hat die AIWG ihren 29. Roundtable zum Thema „Inklusion von Menschen mit Behinderung(en) – Bedarfe aus der Praxis an die Wissenschaft“ veranstaltet. Insgesamt zehn Personen aus der islamischen Theologie, der muslimischen Zivilgesellschaft und der islamischen Wohlfahrtspflege nahmen teil. Die Bedeutung der Inklusionsthematik für das muslimische Leben in Deutschland wurde genauso festgehalten wie die Bedarfe aus der Praxis an die islamisch-theologischen Studien an deutschen Universitäten. Auch zeigten sich Anknüpfungspunkte des Themas für die islamisch-theologische Forschung.
Einleitend stellte Funda Fidan, Vorsitzende von Dima e.V. und Initiatorin des Roundtable, die Arbeit ihres Vereins und die Praxisbedarfe vor und richtete sich mit Fragen an die Wissenschaftler_innen. Gemeinsam mit Gründungsmitglied und AIWG-Praxisfellow Dr. Ali Özdil sowie der ehemaligen AIWG-Mentee, Yasemin Bas, wurde Inklusion als Thema in der Ausbildung von Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht betont. Auch in der Ausbildung von Personal innerhalb muslimischer Religionsgemeinschaften sei Inklusion ein immer wichtigeres Thema. Dabei ging es nicht nur darum, die Inklusionsthematik stärker in den Fokus zu stellen, sondern auch Barrierefreiheit in den Angeboten zu gewährleisten. Mit diesen ersten Impulsen gingen die Teilnehmer_innen in die Diskussion und den Austausch.
Inklusionssensibilität als eine Kompetenz in der pädagogischen Ausbildung
Aus dem Bereich der Islamischen Religionspädagogik berichtete Prof. Dr. Fahimah Ulfat vom Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen, dass Inklusion eher in den weiterbildenden Pädagogik-Seminaren behandelt werde. Neben der Bedeutung von Inklusionssensibilität als einer grundsätzlichen Kompetenz, die in der Ausbildung von angehenden Lehrer_innen generell zu vermitteln sei, betonte sie die spezifische Notwendigkeit der Sensibilisierung von Lehrkräften der islamischen Religionspädagogik.
Islamisch-theologische Fragen als eine Ressource für Inklusion?
Andere Vertreter der islamisch-theologischen Zentren äußerten die Befürchtung einer „Überislamisierung“ der Inklusionsthematik. Da es ein globales Thema und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, sollten Erwartungen nicht bloß an die Islamischen Theologien (ITS) gerichtet werden, zumal es übergreifende strukturelle und gesetzliche Vorgaben für alle Hochschulen gäbe. Nichtsdestotrotz wurden durch den gemeinsamen Austausch zwischen Praxisakteur_innen und wissenschaftlichen Vertreter_innen der ITS neue Perspektiven eröffnet, wie beispielsweise die Frage, inwiefern die Sprache des Korans als inklusiv gedeutet werden könne.
Der Roundtable ermöglichte einen vertieften Austausch und die Vernetzung zwischen Praxisakteur_innen und Wissenschaftler_innen zum Thema Islam und Inklusion. Auf Grundlage der identifizierten Fragen wurde von allen Beteiligten der Wunsch über einen weiterführenden Austausch geäußert. Die AIWG bot an, die Bemühungen im Rahmen ihrer Formate und Möglichkeiten zu begleiten.
Über den AIWG-Roundtable
Der AIWG-Roundtable bietet eine Plattform für den intensiven, vertrauensvollen Austausch und die Entwicklung von Lösungen zu gesellschaftsrelevanten Fragen in Deutschland. Weitere Informationen finden Sie hier.